Studie: Gefahr einer gesellschaftlichen Spaltung steigt

Studie: Gefahr einer gesellschaftlichen Spaltung steigt

Berlin (epd). Durch die Corona-Krise ist einer Studie zufolge die Gefahr einer gesellschaftlichen Teilung weitaus größer geworden. Die Menschen in Deutschland erlebten und bewerteten die Pandemie sehr unterschiedlich, heißt es in einer von der Organisation "More in Common" am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Studie. Insbesondere bei der Wahrnehmung des gesellschaftlichen Zusammenhalts seien die Menschen gespalten.

Für die Studie wurden den Angaben zufolge im Juli mehr als 2.000 Menschen in Deutschland befragt. Gleichzeitig wurden Daten in Frankreich, Großbritannien, Polen, den Niederlanden und Italien erhoben. Durchgeführt wurden die Befragungen von den Meinungsforschungsinstituten Kantar und YouGov. Die Untersuchung schließt an die Studie "Die andere deutsche Teilung" aus dem Jahr 2019 an. In dieser wurden sechs gesellschaftliche Typen identifiziert: Die Offenen, die Involvierten, die Etablierten, die Pragmatischen, die Enttäuschten und die Wütenden.

Jeweils rund die Hälfte der Befragten fühlte sich in der Krisen 2020 auf sich allein gestellt (51 Prozent) beziehungsweise unterstützt (49 Prozent). Während 21 Prozent der Befragten die deutsche Gesellschaft als "geeinter" oder "viel geeinter" als vor der Pandemie empfinden, sind 28 Prozent der gegenteiligen Meinung. Rund drei Viertel sind der Ansicht, die Pandemie habe "gezeigt, dass das Land im Ernstfall zusammenhält". Dieser Aussage pflichteten besonders die Menschen bei, die bereits vor der Krise gut eingebunden und zufrieden waren (80 Prozent). In der Gruppe der "Enttäuschten" und "Wütenden" lag die Zustimmung bei etwa 50 Prozent.

Auch die Zufriedenheit mit der Demokratie unterscheidet sich stark. Insgesamt sind 62 Prozent aller Befragten zufrieden mit der Art und Weise, wie die Demokratie in Deutschland funktioniert. Im Vergleich zu 2019 ist der Wert bei allen Typen außer den "Wütenden" gestiegen. Diese sind zu 90 Prozent mit der Demokratie unzufrieden. Insgesamt 30 Prozent der Befragten glauben, dass die Regierung die Corona-Krise größer aussehen lässt, als sie ist - mit dem Ziel, eigene Pläne durchzusetzen. Zudem hat die Kompromissbereitschaft bei allen gesellschaftlichen Typen abgenommen.

Im europäischen Vergleich zeigt sich den Angaben nach, dass die Pandemie für die Menschen in Deutschland abstrakter ist als in anderen Ländern. Während elf Prozent der Befragten hierzulande angaben, einen an Covid-19 Erkrankten zu kennen, ist der Wert in Frankreich, Großbritannien, Italien und den Niederlanden dreimal so hoch. Gleiches gilt für Befragte, die eine an Covid-19 verstorbene Person kennen. Diese Frage beantworteten in Deutschland fünf Prozent mit "Ja".