"Nach dem Versagen der Kirche im Nationalsozialismus wollten sie einen Kirchenbund schließen, der stabil, handlungsfähig und sicher vor staatlichen Einflüssen sein sollte", erklärte Bedford-Strohm nach einem Treffen mit Synodenpräses Irmgard Schwaetzer, weiteren Ratsmitgliedern, ehemaligen Synodenpräsides und früheren Ratsvorsitzenden in Berlin. Dabei würdigten die Teilnehmer nach EKD-Angaben den Neuanfang der evangelischen Kirche, der wenige Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf einer ersten kirchlichen Zusammenkunft im nordhessischen Treysa beschlossen wurde.
Konfessionelle und landeskirchliche Einzelinteressen seien damals zurückgestellt worden, unterstrich Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist: "Das war zukunftsweisend. Dass die evangelische Kirche in Deutschland in der Öffentlichkeit erkennbar ist, ist gerade in einer zunehmend pluralistischen Gesellschaft wichtig." Dazu brauche es auch den institutionellen Rahmen, der 1945 geschaffen worden sei. "Die eigenen Kraft- und Frömmigkeitsquellen neu zu entdecken, ist die beste Basis dafür, dass die Evangelische Kirche in Deutschland 75 Jahre nach ihrer Gründung neue Ausstrahlungskraft gewinnt", sagte der Ratsvorsitzende.
Schwaetzer betont Vielfalt und Gleichberechtigung
Synodenpräses Schwaetzer fügte hinzu: "Schon die Gründung der EKD war geprägt von der Vielfalt gelebten Glaubens. Heute werde die Vielfalt nicht zuletzt auch in der gleichberechtigten Beteiligung von Frauen im Pfarramt und in Leitungsämtern sichtbar. "Nach dem Krieg dominierten auch in unserer Kirche noch die Männer. Mittlerweile ist ein Merkmal der evangelischen Kirche, dass in ihr - anders als in vielen anderen Religionsgemeinschaften - die Geschlechter gleichberechtigt sind", erklärte Schwaetzer.
Bei der ersten Konferenz evangelischer Kirchenleiter vom 27. bis 31. August 1945 wurde die EKD als Zusammenschluss lutherischer, reformierter und unierter Landeskirchen gegründet. Die Kirchenkonferenz konstituierte den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und bestimmte dessen personelle Zusammenstellung. Zum ersten Ratsvorsitzenden wurde der damalige württembergische Landesbischof Theophil Wurm gewählt. Auch das Evangelische Hilfswerk, das 1957 zusammen mit der Inneren Mission zum Diakonischen Werk der EKD zusammengeführt wurde, wurde von der Kirchenkonferenz in Treysa gegründet.
Diakonie-Präsident Ulrich Lilie erklärte, der diakonische Gründungsort der EKD stehe für die "entschiedene Entschlossenheit der evangelischen Kirche, nach dem Naziterror und dem Zweiten Weltkrieg ihre soziale und politische Verantwortung aus Glauben wahrzunehmen. Die zeitgleiche Gründung der EKD und des Hilfswerkes folgt einem inneren Grund: Kirche und Diakonie sind wie zweieiige Zwillinge, die sich dem einen Glauben an die Versöhnung verdanken." Flüchtlingshilfe, Wohnraumbeschaffung und Hilfsgüterverteilung seien bis heute aktuelle Aufgaben dieser diakonischen Kirche Jesu Christi.