Berlin, Hamburg (epd). Die Hilfsorganisationen Save the Children und Plan International kritisieren die Bedingungen für geflüchtete Kinder und Jugendliche in Aufnahmeeinrichtungen als unzureichend. Neben engen Wohnverhältnissen und fehlenden Rückzugmöglichkeiten für Familien fehle es an Zugang zu Bildung, Förderung, Beratung und Therapien, wie aus einer am Freitag in Berlin und Hamburg veröffentlichten Expertise im Auftrag der Organisationen hervorgeht. Strenge Verwaltungsvorschriften und ein Mangel an Freizeitangeboten schränkten die gesunde und altersgerechte Entwicklung der Kinder ein.
Die Aufnahmeeinrichtungen seien nur auf einen kurzen Verbleib ausgerichtet, häufig lebten die Geflüchteten aber über Monate oder sogar Jahre in den Einrichtungen. "Für Familien ist das Leben in einer solchen Unterkunft besonders belastend - bei den Kindern kann es sogar eine gesunde Entwicklung beeinträchtigen", kritisierten die Hilfsorganisationen. Damit sich Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen nicht verstärken, müsste die Umgebung Erholung und eine Einkehr von Normalität fördern.
"Diese Kinder haben ihr Zuhause verlassen, sie haben Krieg erlebt und oft auch Angehörige verloren. Dazu haben sie eine anstrengende Flucht hinter sich", sagte die Vorstandsvorsitzende von Save the Children, Susanna Krüger. Die Kinder bräuchten Ruhe und Geborgenheit sowie professionelle Hilfe, um das Erlebte zu verarbeiten. Angesichts unterschiedlicher Standards in den Aufnahmeeinrichtungen forderte Krüger, bundesweit gleiche Bedingungen für die Kinder und Jugendlichen in den Aufnahmeeinrichtungen zu schaffen.
Thomas Meysen, Autor der Expertise im Auftrag von Save the Children und Plan International, betonte, dass der Aufenthalt in den Unterkünften für die Kinder sehr prägend sei: "Die Belastungen nach der Flucht wiegen für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen noch schwerer als die Zeit vor und während der Flucht."
Als Handlungsempfehlungen wird in der Expertise aufgeführt, Gestaltungsfreiräume für ein selbstbestimmtes Familienleben und Angebote für Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen zu schaffen. Auch sollten die individuellen Bedürfnisse geflüchteter Kinder und Familien in der Gesundheitsvorsorge sowie der Kinder- und Jugendhilfe berücksichtigt und entsprechende Angebote entwickelt werden.