Konfirmation 2020 anders: Burgruine, Grillplatz, Privatgarten

Konfirmationsfeier auf der Straße
©imago/Tobias Seeliger
Schon vor Corona Zeiten feierten Gemeinden Konfirmationen an ungewöhnlichen Orten, wie diese feierliche Tafel in der Gethsemanestrasse in Berlin-Prenzlauer Berg neben der Gethsemanekirche zeigt. Heute sind noch kreativere Ideen für Konfirmations-Lokalitäten gefragt.
Konfirmation 2020 anders: Burgruine, Grillplatz, Privatgarten
In Kurhessen wird nach Corona-Stopp (fast) überall wieder gefeiert
Nachdem die Konfirmationen in der kurhessischen Kirche im Frühjahr wegen der Corona-Pandemie größtenteils abgesagt werden mussten, werden die Feiern nun nachgeholt. Corona-bedingt entstehen zahlreiche kreative und ungewöhnliche Formate.
29.08.2020
epd
Christian Prüfer

Exakt 6.289 junge Menschen sollten in diesem Jahr in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck konfirmiert werden. Als die Corona-Pandemie im Frühjahr bedrohliche Ausmaße anzunehmen drohte, verschoben fast alle Gemeinden die Feier auf einen späteren Zeitpunkt. Corona-bedingt entstehen nun Formate, die zuvor kaum denkbar waren. Ob auf Sportplätzen, in Mehrzweckhallen oder auf Grillplätzen, ob in Privatgärten oder auch schon mal in einer katholische Kirche - der Fantasie, wie der Pandemie ein Schnippchen geschlagen werden kann, sind keine Grenzen gesetzt.

Vorreiter in Sachen Freiluftkonfirmation: Pfarrer Thorsten Grasse mit seinen Konfirmanden Anfang Juli beim Gottesdienst in Hauenstein.

Manche Gemeinden hätten schon vor den Sommerferien mit den Konfirmationen begonnen, sagt die Pröpstin des Sprengels Kassel, Katrin Wienold-Hocke. Jede Gemeinde könne ja selbst über den Termin und die Art und Weise entscheiden, wie die Konfirmation stattfinde. "Da gibt es die unterschiedlichsten Modelle", fährt sie fort. Wo es viele Konfirmanden gebe, würden diese in kleinere Gruppen aufgeteilt. Manche Konfirmationen fänden auch im Freien statt. Im Kirchenkreis Wolfhagen habe es sogar einen Konfirmationsgottesdienst auf einer Burgruine gegeben, weist sie auf eine besondere Rarität hin.

"Die Konfirmationen nehmen Fahrt auf", betont Propst Helmut Wöllenstein aus dem Sprengel Marburg zu berichten. Die meisten Feiern werde es in den kommenden Wochen geben. Diese fielen ganz unterschiedlich aus. "Es kommt entscheidend auf die Verständigung mit den Familien der Konfirmanden an", sagt Wöllenstein. Die meisten zeigten sich zum Glück kooperativ. Um einer möglichen Ansteckungsgefahr aus dem Weg zu gehen, würden bisweilen auch Grillplätze aufgesucht oder die Feier finde vor der Kirche statt. "Auch in Privatgärten gibt es Konfirmationen", hebt er hervor. Allerdings nicht für eine Familie allein, sondern mit einer kleinen Gruppe von Konfirmanden. Ein Pfarrer, der neun Konfirmanden hat, wolle gleich drei Gottesdienste am gleichen Tag hintereinander feiern und so je drei Jugendliche konfirmieren. Das Abendmahl allerdings, für das besondere Hygienemaßnahmen gelten, werde aber nur in wenigen Gemeinden gefeiert und dann auch nur mit den Konfirmanden allein.

Konfirmation sogar in katholische Kirche verlegt

"Viele Konfirmanden bedauern es sehr, dass sie nicht als Gruppe konfirmiert werden", gibt Pröpstin Sabine Kropf-Brandau vom Sprengel Hanau-Hersfeld zu bedenken. Manche Gemeinden, die nur über sehr kleine Kirchen verfügten, verlegten ihre Konfirmation in eine größere Kirche. Andere feierten im Freien oder würden den Gottesdienst sogar nach draußen übertragen, da pro Konfirmand nur zehn Familienangehörige in die Kirche dürfen. Die Gemeinde Niederdorfelden etwa hat ihre Konfirmation sogar in die katholische Kirche verlegt. Aus einigen Gemeinden habe sie gehört, dass die Konfirmation zwar stattfinde, die große Familienfeier aber ins kommende Jahr verlegt wurde, weil die Familien schlicht keine Gaststätten gefunden hätten.

###|galerie|143059|Dekoration für die Konfirmationsfeier: Einfach selbstgemacht###

Da das Singen in der Kirche nicht gestattet sei, würden sich die Kantoren sehr um eine musikalische Gestaltung der Gottesdienste bemühen, ergänzt Kropf-Brandau. Das musikalische Angebot beschränkte sich dabei nicht nur auf die Orgel. "Da sind auch Überraschungen dabei", sagt sie. Das Abendmahl werde, wenn überhaupt, vor der Konfirmation und nur mit den Konfirmanden allein gefeiert.

"Die Konfirmationen sind sehr kreativ und vielfältig geworden", umschreibt Kropf-Brandau das Engagement der Gemeinden. Die Belastung für die Pfarrer dabei sei recht hoch, denn teilweise müssten bis zu fünf Konfirmationsgottesdienste in einer Gemeinde gefeiert werden. Einige wenige Gemeinden hätten die Konfirmation auch ins kommende Jahr verlegt, aber das sei eher die Ausnahme als die Regel.