Köln (epd). Der Prozessauftakt vor dem Kölner Landgericht gegen einen Hauptverdächtigen im Bergisch Gladbacher Missbrauchskomplex wird um eine Woche vertagt. Wegen eines Feueralarms mussten am Montag das Gerichtsgebäude evakuiert und die anberaumte Verhandlung abgesagt werden, wie ein Gerichtssprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte. Der Prozessauftakt ist nun für den 17. August vorgesehen. (AZ: 102 KLs 11/20) Ein Feuer in einem Schaltkasten konnte nach Angaben der Feuerwehr gelöscht werden. Verletzt wurde niemand.
Einem 43-jährigen Koch und Hotelfachmann aus Bergisch Gladbach werden schwerer sexueller Missbrauch von Kindern, Herstellung und Verbreitung kinderpornografischer Schriften, Vergewaltigung und Verabredung zu einem Verbrechen zur Last gelegt. Zuständig ist die zweite große Strafkammer des Landgerichts. Der Angeschuldigte befindet sich seit Oktober vergangenen Jahres in Untersuchungshaft.
Die insgesamt 79 Tatvorwürfe hat die Staatsanwaltschaft in vier Komplexe unterteilt, wie das Gericht bereits im Mai erläutert hatte. Der umfangreichste Komplex betrifft sexuelle Handlungen des Beschuldigten, die er an seiner eigenen Tochter ab ihrem dritten Lebensmonat bis kurz vor seiner Festnahme im Herbst vergangenen Jahres begangen haben soll. Das Gericht verweist darauf, dass allein 48 Fälle zum Nachteil des Kindes als sogenannte schwere Fälle eingestuft werden. Einen überwiegenden Teil dieser schweren sexuellen Handlungen habe der Beschuldigte aufgezeichnet und als Bild- oder Videomaterial an gleichgesinnte Chatpartner verschickt.
Zudem geht es um Straftaten, die der Angeschuldigte gemeinschaftlich mit einem Chatpartner aus Kamp-Lintfort begangen haben soll. Hier sollen der Sohn und die Tochter des Chatpartners sowie die Tochter des Beschuldigten nach vorheriger Verabredung sexuell missbraucht worden sein. Außerdem sollen sich der 43-jährige Koch und der Chatpartner, der sich einem gesonderten Verfahren verantworten muss, zu einem schweren sexuellen Übergriff auf die dreijährige Nichte des Chatpartners in mehreren Fällen verabredet haben. Darüber hinaus geht es in dem Verfahren in Köln um Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen andere Kinder.
Seit Übernahme der landesweiten Ermittlungen wegen vielfachen sexuellen Missbrauchs von Kindern am 30. Oktober 2019 hat die nordrhein-westfälische Polizei unter Leitung der Polizei Köln zahlreiche Tatverdächtige identifiziert und Hinweise auf Tatverdächtige in Länder außerhalb von Nordrhein-Westfalen weitergeleitet. Mit Stand vom 6. August 2020 verweist die Polizei Köln im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach für NRW auf insgesamt 87 Beschuldigte. Sieben sind angeklagt, neun befinden sich in Untersuchungshaft.