Mehrere Festnahmen bei Protesten in Simbabwe

Mehrere Festnahmen bei Protesten in Simbabwe
Gespannte Lage in Simbabwe: Nach massiven Drohungen der Regierung trauten sich am Freitag nur wenige Demonstranten auf die Straßen. Doch der Unmut über Hunger, Korruption und Machtmissbrauch ist groß.

Frankfurt a.M., Harare (epd). In Simbabwe sind bei Protesten gegen die Wirtschafts- und Gesundheitskrise am Freitag mehrere Menschen festgenommen worden. Die Schriftstellerin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga (61) twitterte, sie sei zusammen mit einer Begleiterin in der Hauptstadt Harare abgeführt worden. Polizei und Militär waren in Alarmbereitschaft und patrouillierten verstärkt in den Städten. Die Regierung von Präsident Emmerson Mnangagwa hatte die Demonstrationen wegen der Corona-Auflagen für illegal erklärt. Wer teilnehme, werde wegen Aufruhr verfolgt, hieß es.

Der britische Sender BBC berichtete von kleinen Gruppen von Demonstranten. Ansonsten seien die Straßen der großen Städte weitgehend leer geblieben. Viele Geschäfte schlossen aus Angst vor Ausschreitungen. Festgenommen wurde laut Augenzeugen auch die Anwältin und Oppositionspolitikerin Fadzayi Mahere. Sie hatte Fotos von Demonstrantinnen getwittert, die Abstand hielten und Masken trugen. Sie protestierten auf Transparenten gegen marode Krankenhäuser, Hunger, Korruption und willkürliche Verhaftungen. Das Portal "Bulawayo24" berichtete von der Festnahme weiterer Frauen.

Simbabwe droht eine schwere Hungerkrise infolge von Dürre, Rezession und der Corona-Pandemie. Das Welternährungsprogramm (WFP) befürchtet, dass die Zahl der Menschen, die nicht genug zu essen haben, bis Jahresende auf 8,6 Millionen steigen könnte. Das entspricht 60 Prozent der Bevölkerung des afrikanischen Landes. Im vergangenen Jahr schrumpfte die Wirtschaft um 6,5 Prozent. In diesem Jahr wird ein weiterer Rückgang um fünf bis zehn Prozent befürchtet. Zudem leidet das Land unter galoppierender Inflation. Aus Mangel an Devisen können viele Güter nicht importiert werden.

Das WFP bat die internationale Gemeinschaft um weitere 250 Millionen US-Dollar (210 Millionen Euro), um am Jahresende Lebensmittel an mindestens vier Millionen Menschen in Simbabwe verteilen zu können. Weil Mittel fehlten, hätten im Juli nur 700.000 Männer, Frauen und Kinder versorgt werden können statt der extrem bedürftigen 1,8 Millionen.

Selbst Grundnahrungsmittel wie Mais seien wegen der galoppierenden Inflation nur noch für wenige Familien erschwinglich, erklärte das Welternährungsprogramm. Allein im Monat Juni habe sich der Maispreis in Simbabwe mehr als verdoppelt.

Der Unmut gegen die Regierung hat sich auch am maroden Gesundheitssystem entzündet. Viele schlecht bezahlte Ärzte und Krankenschwestern streiken, auch weil es an Medikamenten und Schutzausrüstung fehlt. Der investigative Journalist Hopewell Chin'ono und der Aktivist Jacob Ngarivhume, die zu Protesten aufgerufen hatten, wurden vor mehr als einer Woche inhaftiert. Sie hatten Korruption bei einer Bestellung von Corona-Schutzmaterial in Millionenhöhe aufgedeckt. Dies führte zur Entlassung und zeitweisen Inhaftierung von Gesundheitsminister Obediah Moyo.

In Simbabwe wurden bis Freitag mehr als 3.000 Corona-Infizierte und 53 Tote erfasst. Prominentestes Opfer der Pandemie war der Ex-General und amtierende Agrarminister Perrance Shiri, der am Mittwoch mit 65 Jahren an Covid-19 starb.