Bremerhaven (epd). Die "Mosaic"-Expedition zur Erforschung des Klimasystems in der zentralen Arktis an Bord des deutschen Forschungseisbrechers "Polarstern" geht in ihre letzte Phase. Nachdem das Schiff zehn Monate lang eine Eisscholle begleitet habe, werde es nun das einzige noch fehlende Puzzlestück im Jahreszyklus des arktischen Meereises in den Fokus nehmen, teilte am Freitag das leitende Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven mit. Jetzt gehe es darum, den Beginn der Eisbildung zu erforschen.
Für das Forscherteam um Expeditionsleiter Markus Rex kam es dabei wie erwartet: Unter lautem Knallen ist am Donnerstag die Scholle zerbrochen, auf der die "Polarstern" geplant festsaß. Das Schiff hatte sich auf dem etwa 2,5 mal 3,5 Kilometer messenden Eis festfrieren lassen und driftete auf der Scholle seit Oktober durch die Arktis. "Sie hat uns 1.700 Kilometer durch das Nordpolarmeer getragen, von der Laptewsee vorbei am Nordpol bis in die Framstraße", erläuterte Rex. Nun schmelze sie unter dem Einfluss von Dünung und Wellen. Das Konzept der Expedition sei damit vollständig aufgegangen.
Zum Ende des Sommers will die "Polarstern" weit nach Norden vorstoßen, um die demnächst einsetzende Eisbildung zu untersuchen. Sie wird den Angaben zufolge aber zunächst noch nahe der Eiskante bleiben, bis der russische Forschungseisbrecher "Akademik Tryoshnikov" in den nächsten Tagen eintrifft. Er bringt das Wissenschaftsteam des letzten "Mosaic"-Abschnitts, neue Besatzungsmitglieder, Proviant und Treibstoff mit.
Das Eis, an dem die "Polarstern" angedockt hatte, war schwer zu finden, da es nach einem der wärmsten Sommer kaum ausreichend dicke Schollen in der Ausgangsregion der Expedition gab. "Wir haben unsere Scholle im vergangenen Herbst gesucht, gefunden, erkundet, besiedelt und aus allen denkbaren Perspektiven erforscht. Sie hat uns seitdem treu als stabile Basis für unser Forschungscamp gedient", bilanzierte Rex. Nun trete sie ihren letzten Weg an und werde wieder zu Wasser: "Es ist Zeit, Abschied zu nehmen und für die letzte Phase der Expedition nach Norden aufzubrechen."
Noch bis zum bevorstehenden Herbst arbeiten Wissenschaftler aus 20 Ländern an Bord der "Polarstern", mehr als 80 Institute sind an dem Konsortium beteiligt. Mit der in dieser Form bisher einzigartigen Expedition erforschen sie über ein Jahr das gesamte Klimasystem in der Zentralarktis. Dabei werden Daten in den fünf Teilbereichen Atmosphäre, Meereis, Ozean, Ökosystem und Biogeochemie erhoben. Das Budget dafür beträgt den Angaben zufolge mehr als 140 Millionen Euro. "Mosaic" steht für "Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate".