Frankfurt a.M., New York (epd). Die Corona-Pandemie verschlimmert nach UN-Angaben die Hungerkrise in Simbabwe. Das Welternährungsprogramm (WFP) befürchtet, dass die Zahl der Menschen, die nicht genug zu essen haben, bis zum Jahresende auf 8,6 Millionen steigen könnte. Das entspricht 60 Prozent der Bevölkerung, wie die UN-Organisation am Donnerstag (Ortszeit) in New York mitteilte. Als Hauptursachen wurden eine schwere Dürre, die Rezession und die Corona-Krise genannt.
Die zuständige WFP-Direktorin Lola Castro warnte vor einer humanitären Katastrophe. Die Corona-Beschränkungen hätten zu einem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Städten geführt. Viele Männer und Frauen hätten ihre Jobs verloren und seien in ihre Dörfer zurückgekehrt. Auf dem Land nehme nun der Hunger stark zu. Arbeitsmigranten, die bisher aus den Städten Geld an ihre Familien in den Dörfern geschickt hätten, müssten nun als mittellose Rückkehrer aufgenommen werden.
Das WFP bat die internationale Gemeinschaft um weitere 250 Millionen US-Dollar (210 Millionen Euro), um am Jahresende Lebensmittel an mindestens vier Millionen Menschen in Simbabwe verteilen zu können. Weil Mittel fehlten, hätten im Juli nur 700.000 Männer, Frauen und Kinder versorgt werden können statt der extrem bedürftigen 1,8 Millionen.
Selbst Grundnahrungsmittel wie Mais seien wegen der galoppierenden Inflation nur noch für wenige Familien erschwinglich, erklärte das Welternährungsprogramm. Allein im Monat Juni habe sich der Maispreis in Simbabwe mehr als verdoppelt. Die letzte Maisernte erbrachte den Angaben zufolge nur 1,1 Millionen Tonnen, weniger als halb so viel wie in einem normalen Jahr. Drei Viertel der 16 Millionen Einwohner Simbabwes sind Kleinbauern, die den größten Teil der Lebensmittel erzeugen.