Bremerhaven (epd). Wissenschaftler haben seit Beginn der Juli-Satellitenmessungen in der Arktis noch nie so wenig Meereis wie derzeit registriert. Besonders weit habe sich das Eis vor der sibirischen Küste zurückgezogen, teilten Polarforscher des Bremerhavener Alfred-Wegener-Institutes am Montag mit. In der russischen Arktis seien rund eine Million Quadratkilometer Ozeanfläche weniger von Meereis bedeckt als im Durchschnitt der vergangenen sieben Jahre. "Das entspricht etwa 40 Prozent mehr eisfreiem Ozean", sagte der Bremer Umweltphysiker Gunnar Spreen.
Eine Warmluftzelle über dieser Region habe im Juni die Wetterlage in der Arktis dominiert und Temperaturen weit über dem langjährigen Durchschnittswert hervorgerufen, bilanzierten die Forscher. In der Folge sei der Schnee bereits früh im Jahr geschmolzen, und die sibirischen Permafrostböden hätten zu tauen begonnen.
Seit Anfang Juli liege eine Hochdruckzelle mit überdurchschnittlich warmen Temperaturen über der zentralen Arktis. Sie lägen bis zu zehn Grad Celsius über dem Mittelwert. Das stabile Luftdrucksystem verstärke die Warmluftzelle, die wiederum zu einem vermehrten Schmelzen der Schneebedeckung auf dem Eis und damit zu einem frühzeitigen Zerfall und Schmelzen des einjährigen Eises führe. Als eisfrei betrachten die Wissenschaftler solche Bereiche, in denen weniger als 15 Prozent des Ozeans von Meereis bedeckt sind.