Berlin (epd). Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat am Donnerstag in Berlin den neuen Freiwilligendienst der Bundeswehr "Dein Jahr für Deutschland" vorgestellt. Der einjährige Dienst im Heimatschutz soll zum April 2021 starten. Zunächst sollen jedes Jahr 1.000 Frauen und Männer angeworben werden, es könnten aber auch mehr werden, sagte die Ministerin.
Kramp-Karrenbauer sagte, es sei kein Geheimnis, dass sie selbst eine Anhängerin einer Dienstpflicht sei. Wie die Debatte ausgehe, sei offen, zumal dafür die Verfassung geändert werden müsse. Doch das hindere die Bundeswehr nicht daran, ein neues Angebot zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu machen. Es gebe viele Menschen die sich engagieren wollten. Dies sei in der Krise durch die Corona-Pandemie erneut deutlich geworden, in der auch die Bundeswehr geholfen habe, sagte Kramp-Karrenbauer.
Der neue Dienst richtet sich vorwiegend an junge Menschen und insbesondere an jene, die das freiwillige Bundeswehr-Jahr in ihrer Region ableisten wollen. Eine Konkurrenz zu Freiwilligendiensten sehe sie nicht, sagte Kramp-Karrenbauer. Sie glaube, der neue Dienst spreche eher junge Leute an, die eine Affinität zur Bundeswehr haben. Die Bundeswehr ihrerseits verspreche sich mehr Reservisten, die im Heimatschutz eingesetzt werden können.
Der Dienst umfasst sieben Monate freiwilligen Wehrdienst und besteht aus einer dreimonatigen militärischen Grundausbildung und einer Spezialausbildung Heimatschutz an drei Standorten in Berlin, Delmenhorst bei Bremen und in Wildflecken in der Rhön. Nach der Rückkehr ins Zivilleben sollen die Freiwilligen innerhalb von sechs Jahren dann insgesamt mindestens weitere fünf Monate als Reservistinnen und Reservisten dienen, vorwiegend in der Region, in der sie leben.
Die Interessenten müssen mindestens 17 Jahre alt sein. Sie können unter anderem als Helfer in Krisensituationen im Inland eingesetzt werden. Der neue Dienst ergänzt den freiwilligen Wehrdienst, der sieben bis 23 Monate dauern kann und im zweiten Jahr auch einen Auslandseinsatz beinhalten kann.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Peter Tauber (CDU), wies die Kritik der Sozial- und Wohlfahrtsverbände an dem neuen Dienst zurück. Er gehe davon aus, dass die Bundeswehr andere Freiwilligendienste nicht verdränge. Mehrere Sozial- und Wohlfahrtsverbände hatten erklärt, dass es bereits gute Freiwilligendienste gebe. Caritas-Präsident Peter Neher stellte infrage, ob zusätzlich ein Dienst an der Waffe Sinn ergebe.
Der Reservistenverband begrüßte die Pläne und erklärte, ein solcher Dienst könne auch dazu beitragen, extremistische Ideologien in der Truppe zurückzudrängen.
Der jugendpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Sönke Rix, sprach sich für die Einführung kostenloser Bahntickets - wie es sie für Soldatinnen und Soldaten gibt - auch für zivile Freiwilligendienstleistende aus. Die Sprecherin für Bürgerschaftliches Engagement der Linksfraktion, Katrin Werner, kritisierte, eine militärische Ausbildung und der Dienst an der Waffe "haben nichts mit dem Freiwilligendienst zu tun - und das muss auch so bleiben". Der sicherheitspolitische Sprecher der Grünen, Tobias Lindner, forderte Kramp-Karrenbauer auf, Details ihres Vorschlags zuerst dem Verteidigungsausschuss vorzustellen, bevor sie Fakten schaffe.
Ministerin Kramp-Karrenbauer hatte den neuen Freiwilligendienst bei der Bundeswehr Anfang Juli angekündigt. Zuvor hatte sich die neue Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD) für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht ausgesprochen und damit eine Diskussion ausgelöst. Auslöser waren rechtsextremistische Vorfälle in der Bundeswehr. Kramp-Karrenbauer hatte 2018 noch als CDU-Generalsekretärin zunächst eine allgemeine Dienstpflicht ins Gespräch gebracht, dafür aber keine ausreichende Unterstützung erhalten.
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