UN-Programm schlägt Grundeinkommen für die Ärmsten vor

UN-Programm schlägt Grundeinkommen für die Ärmsten vor

Frankfurt a.M./New York (epd). Das UN-Entwicklungsprogramm UNDP plädiert in der Corona-Krise für ein bedingungsloses Grundeinkommen für die rund 2,7 Milliarden ärmsten Menschen in Entwicklungsländern. Die sofortige zeitlich befristete Einführung eines garantierten Einkommens würde es Menschen in Armut oder knapp über der Armutsschwelle ermöglichen, während der Corona-Pandemie zu Hause zu bleiben, und somit die Ausbreitung des Virus eindämmen, erklärte die Organisation am Mittwoch (Ortszeit) in New York.

"Beispiellose Zeiten erfordern beispiellose soziale und wirtschaftliche Maßnahmen", betonte UNDP-Chef Achim Steiner. "Rettungs- und Wiederaufbaupläne dürfen sich nicht nur auf große Märkte und große Unternehmen richten." Mit einem Grundeinkommen könnten Regierungen den Menschen im Lockdown eine lebenswichtige Stütze geben, Geld in der eigenen Wirtschaft in Umlauf bringen und helfen, kleine Geschäfte am Laufen zu halten.

Die Kosten für die Auszahlungen in 132 Entwicklungs- und Schwellenländern schätzt das UNDP auf monatlich 199 Milliarden US-Dollar (172 Milliarden Euro). Die Einführung eines Grundeinkommens sei dringend notwendig und wirksam, um die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen, betont die Organisation. Zurzeit würden pro Woche 1,5 Millionen Neuinfektionen gemeldet, vor allem in Entwicklungsländern.

Viele Beschäftigte in Entwicklungsländern haben den Angaben zufolge keinerlei soziale Absicherung. Sieben von zehn Erwerbstätigen gehen dort einer Arbeit im ungeregelten informellen Sektor der Wirtschaft nach, so dass sie nichts verdienen, wenn sie nicht arbeiten.

Die Mittel für das Grundeinkommen seien aufzubringen, erklärte das UNDP und schlägt dazu Schuldenerleichterungen vor. Die für sechs Monate nötige Summe entspreche einem Drittel der Schuldenrückzahlungen, die die Entwicklungsländer in diesem Jahr leisten müssten. Insgesamt machten sie nur zwölf Prozent der Mittel aus, die zur Abmilderung der Corona-Folgen in diesem Jahr weltweit erforderlich würden.

Die Corona-Pandemie hat laut UNDP die bestehenden Ungleichheiten, auf globaler und nationaler Ebene vertieft. Weltweit sind 100 Millionen Menschen bedroht, in extreme Armut zu stürzen. Die UN-Organisation verweist auch auf erste Staaten wie Spanien und Togo, die bereits eine Art Grundeinkommen für die Corona-Zeit beschlossen haben.

Die Hilfsorganisation World Vision begrüßte den Vorschlag eines Grundeinkommens. "Wir stehen vor einer riesigen Katastrophe, denn die Pandemie und ihre 'Nachbeben' fordern ihren Tribut von den verletzlichsten Kindern der Welt", sagte Andrew Morley, Präsident von World Vision International. "Wir müssen rasch Lösungen finden, die jetzt funktionieren, um Kinder davor zu schützen, ausgebeutet zu werden und in extremer Armut zu landen."