Hamburg (epd). Der Schriftsteller Feridun Zaimoglu sieht Vorteile in der international umstrittenen Umwandlung der historischen Hagia Sophia in Istanbul von einem Museum in eine Moschee. "Ich begrüße, wenn in einem Gotteshaus wieder ein Gott angebetet wird", sagte Zaimoglu in einem Interview mit der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Zaimoglu: "Die Hagia Sophia wurde ja schließlich nicht als Verwahranstalt und Showroom von Kultgegenständen gebaut." Das erste muslimische Freitagsgebet in der früheren antiken christlichen Kirche soll am 24. Juli stattfinden.
"Natürlich ist das eine Inszenierung", fügte Zaimoglu hinzu: "Es ist aber auch nichts Neues unter der Sonne. Der Protestantismus hat die katholischen Kirchen überschrieben, mit der Gegenreformation ging die Reise wieder zurück. Aus Synagogen und Tempeln wurden Kirchen. Heute werden Kinos und Buchläden daraus, wenn sie nicht mehr gebraucht werden."
Die Hagia Sophia wurde als "Kirche der göttlichen Weisheit" im Jahr 537 geweiht und war fast ein Jahrtausend lang die christliche Hauptkirche Konstantinopels. Als die Osmanen 1453 die Stadt eroberten, wurde das weltgeschichtlich bedeutende Bauwerk zur Moschee umfunktioniert. 1935 wurde die Hagia Sophia in ein Museum umgewandelt. Der Bau ist als Teil der Altstadt von Istanbul seit 1985 Unesco-Weltkulturerbe.
Das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei entschied vor rund zwei Wochen, dass die Hagia Sophia wieder als Moschee genutzt werden darf. Die internationalen Proteste gegen diese Entscheidung ebben seitdem nicht ab.