Sächsischer Gedenkstättenchef Reiprich wird freigestellt

Sächsischer Gedenkstättenchef Reiprich wird freigestellt

Dresden (epd). Nach umstrittenen Twitteräußerungen wird der Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Siegfried Reiprich (65), mit sofortiger Wirkung freigestellt. Das teilte die Stiftung am Dienstag nach einer Sondersitzung des Stiftungsrates in Dresden mit. Der amtierende stellvertretende Geschäftsführer Sven Riesel sei beauftragt, alle Aufgaben des Geschäftsführers zu übernehmen. Der Beschluss fiel den Angaben zufolge einstimmig.

"Der Stiftungsrat missbilligt ausdrücklich die von Siegfried Reiprich auf Twitter geäußerten Aussagen", sagte Sachsens Kulturministerin und Stiftungsratsvorsitzende Barbara Klepsch (CDU). "Diese widersprechen klar dem Sinn der Gedenkstättenarbeit", fügte sie hinzu.

Reiprich wird aus gesundheitlichen Gründen zum 30. November ohnehin vorzeitig aus dem Amt scheiden. Ursprünglich war der Wechsel für Januar 2022 vorgesehen.

Der 65-jährige Reiprich hatte auf Twitter die Stuttgarter Krawallnacht vom Juni mit dem NS-Pogrom 1938 verglichen: "War da nun eine Bundeskristallnacht oder 'nur' ein südwestdeutsches Scherbennächtle?" Für seine Äußerungen hat er sich entschuldigt und Fehler eingeräumt. Die ihm unterstellte Gleichsetzung der von den Nationalsozialisten zynisch als "Kristallnacht" verharmlosten Reichspogromnacht mit den Stuttgarter Ereignissen wies er jedoch in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressdienst (epd) zurück.

Der Geschäftsführer war in den vergangenen Jahren wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Opferverbände monierten, dass die Stiftung die Geschichte der NS-Zeit nicht ausreichend abbilde.