Bremen, Oldenburg (epd). Der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) in der Region Oldenburg/Ostfriesland, Matthias Brümmer, betrachtet die politischen Bemühungen für ein Verbot der Werkverträge zum 1. Januar 2021 in der Fleischindustrie mit großer Skepsis. "Noch glaube ich nicht, dass damit das Ende der Werkverträge besiegelt sein wird", sagte er dem "Bremer Weser-Kurier" (Dienstag). Der Gesetzentwurf des Bundesarbeitsministeriums soll bis Ende Juli vorliegen.
Er befürchte, dass die Branche das System beibehalten wird, "nur unter einem anderen Namen", sagte Brümmer. "Die Arbeiter werden dann nicht mehr über fremde Subunternehmen angestellt sein, sondern über Tochterfirmen. Alter Wein in neuen Schläuchen, die Ausbeutung wird bleiben."
Dabei sei der Lohnkostenanteil in der Fleischindustrie verschwindend gering. "Er liegt vielleicht bei fünf Prozent", erläuterte der Gewerkschafter. Erhielten die Beschäftigten einen tariflichen Stundenlohn von 15 Euro, würde etwa das Kilogramm Schweinefleisch nur um neun Cent teurer werden. "Aber die Unternehmer stecken das Geld lieber in die Expansion, um Vorteile gegenüber der europäischen Konkurrenz zu haben."
Die Befürchtung einiger Unternehmer, nach einem Verbot der Werkverträge nicht mehr auf dem internationalen Markt mithalten zu können, bezeichnete Brümmer als "Unsinn". Er verwies auf Dänemark, wo den Angestellten im Schweine- und Rindfleischbereich 27 Euro gezahlt werde, "und trotzdem gehören einige Betriebe zu den Marktführern. Das dänische Beispiel zeigt: Es kann auch anders laufen. Doch dafür muss die deutsche Politik endlich aktiv werden."