Racial Profiling: Unionsfraktionsvize unterstützt Studienabsage

Racial Profiling: Unionsfraktionsvize unterstützt Studienabsage
Grüne und Wissenschaftler halten Studie für notwendig
Bundesinnenminister Seehofer steht seit seiner Absage für eine Studie zum Racial Profiling bei der Polizei in der Kritik. Opposition und Wissenschaft fordern eine Faktenbasis. Unterstützung erhält Seehofer aus der Unionsfraktion.

Berlin (epd). In der Debatte um die erst geplante und nun wieder abgesagte Studie zum Racial Profiling bei der Polizei erhält Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) Unterstützung aus der Unions-Bundestagsfraktion. "Ich halte die Absage der Racial Profiling Studie zum jetzigen Zeitpunkt für richtig", sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Thorsten Frei (CDU) der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch). Kritik äußerten hingegen die Grünen-Politikerin Irene Mihalic und der Polizeiwissenschaftler Rafael Behr. Sie fordern eine wissenschaftliche Basis.

Eine Studie zu anlasslosen Personenkontrollen der Polizei aufgrund äußerer Merkmale eines Menschen war der Bundesregierung im März in einem Bericht der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz nahelegt worden. Seehofer hatte eine solche Studie vorläufig abgesagt und angekündigt, zunächst andere, bereits geplante Maßnahmen gegen Rassismus und Rechtsextremismus umzusetzen. Die Praxis des Racial Profiling ist als diskriminierend geächtet, auch in Deutschland. Dennoch berichten Betroffene immer wieder, dass sie etwa als einziger Schwarzer unter mehreren Menschen von der Polizei kontrolliert wurden.

Der CDU-Politiker Frei sagte, weder bei den Landespolizeibehörden noch bei der Bundespolizei gebe es latenten Rassismus. In den vergangenen acht Jahren habe es nur 25 rassistische Verdachtsfälle bei der Bundespolizei gegeben. Junge Polizisten lernten bereits in ihrer Ausbildung, dass Racial Profiling verboten sei, betonte der gelernte Jurist.

Die Grünen-Innenpolitikerin Mihalic sagte dagegen im Radiosender Bayern 2, dass Racial Profiling verboten sei, bedeute nicht automatisch, dass es nicht existiere. Bisher könne man sagen: "Es sind verdammt viele Einzelfälle. Und für meinen Geschmack zu viele Einzelfälle. Gerade deswegen wäre es so wichtig zu wissen, über welches Ausmaß wir sprechen."

Mihalic sprach von einem "verheerenden" Signal an die Öffentlichkeit. Die Polizei habe selbst ein Interesse daran, eine solche Untersuchung zu machen, betonte die Grünen-Politikerin und Polizeibeamtin. Man benötige eine "fundierte Faktenbasis", um zu diskutieren, statt ständig "nach Gefühlslage zu beurteilen".

Auch der Polizeiwissenschaftler Behr sagte am Dienstag im WDR-"Morgenecho", eine Untersuchung wäre in jedem Fall angezeigt gewesen, "schon um zu zeigen, dass die Polizei sich bemüht, hier Bewusstsein zu schaffen". Die Absage des Innenministers sei ein "fatales Signal", da so der Eindruck entstehe, dass es etwas zu verbergen gebe, sagte der Professor für Polizeiwissenschaften am Fachhochschulbereich der Akademie der Polizei Hamburg.

"Wenn es keine Daten über Racial Profiling gibt, dann frage ich mich, woher weiß er denn, dass es Einzelfälle sind", erklärte Behr, der früher selbst Polizeibeamter in Hessen war. Seehofer habe auf höchster Ebene verhindert, dass überhaupt geforscht werde.

"Die Ungleichbehandlung von Menschen ist nun mal verboten, aber sie geschieht", unterstrich Behr, der auch Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg ist. Die Forschung könne zeigen, wo das Problem liege, so dass dann Reaktionen darauf gefunden werden könnten. Mögliche Lösungen seien beispielsweise ein unabhängiger Polizeibeauftragter oder ein anonymes Hinweissystem in der Polizei.