Rom (epd). Italien und Malta verweigern einem Viehfrachter mit 52 im Mittelmeer geretteten Bootsflüchtlingen die Genehmigung für einen Hafen. "Uns gehen Nahrungsmittel und Wasser aus, die wir ihnen geben könnten", sagte der Kapitän des libanesischen Schiffes "Talia", Mohammad Shaaban, dem Fernsehsender Al-Dschasira am Montag. "Das hier ist ein Ort für Tiere, nicht für Menschen", fügte er hinzu. Wegen schlechten Wetters seien die Flüchtlinge, die sich zunächst an Deck aufgehalten hätten, mittlerweile in nicht gereinigten Viehställen untergebracht.
Der Frachter hatte die Flüchtlinge am Freitag nach einer Viehlieferung in Libyen auf dem Weg nach Spanien auf Anweisung der maltesischen Behörden aus Seenot gerettet. Die Menschen, die mehrheitlich aus Somalia und Dschibuti stammen, hatten zuvor fünf Tage lang auf einem Motorboot auf dem offenen Meer verbracht, bis ein Flugzeug der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch sie entdeckt und Alarm geschlagen hatte. Viele von ihnen benötigen den Angaben zufolge dringend medizinische Hilfe.
Malta erlaubte dem Kapitän demnach wegen schlechten Wetters, kurzzeitig in maltesische Gewässer einzufahren, jedoch nicht einen Hafen anzusteuern. Die maltesischen Behörden evakuierten am Vortag zwei Gerettete als medizinische Notfälle. Doch für die Anlandung aller Flüchtlinge stellen weder Malta noch Italien bislang einen Hafen zur Verfügung.
Derweil wartet auch die "Ocean Viking" vor dem Hafen von Porto Empedocle in Sizilien darauf, die 180 Geretteten an Bord anlanden zu können. Die italienischen Behörden hatten der Besatzung nach tagelangem Bitten um eine Hafenerlaubnis am Sonntagabend die Anweisung gegeben, vor Porto Empedocle zu ankern. Weitere Informationen blieben aus. Die Lage der Flüchtlinge, die in vier Einsätzen gerettet wurden, ist laut der Rettungsorganisation SOS Méditerranée labil, die Stimmung an Bord angespannt. Mehrere Gerettete haben demnach versucht, mit einem Sprung von Bord Suizid zu begehen.