Kritik an Gedenkstättenleiter wächst

Kritik an Gedenkstättenleiter wächst

Dresden/Berlin (epd). Wegen eines NS-Vergleichs auf Twitter hat nun auch die Grünen-Fraktion im Bundestag harsche Kritik am Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Siegfried Reiprich, geübt. "Es ist an der Zeit, Herrn Reiprich von seinem Amt zu entbinden", erklärten die Fraktionssprecher für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik sowie für Kulturpolitik, Claudia Roth und Erhard Grundl, am Donnerstag in Berlin.

Die Stiftung brauche Verantwortliche, "die die Macht und Bedeutung von Sprache in ihrer Alltagsarbeit sowie den entsprechenden Umgang mit der Singularität der Verbrechen der Nationalsozialisten verstanden haben", betonten die Politiker. "Eine Gleichsetzung der Krawalle von Stuttgart mit der Pogromnacht der Nazis ist eine nicht hinnehmbare Relativierung nationalsozialistischer Verbrechen", erklärten sie. Reiprich sei "seinen Aufgaben und der damit einhergehenden erinnerungspolitischen Verantwortung nicht gewachsen".

Reiprich hatte am Samstag mit Blick auf die Ausschreitungen in Stuttgart am vorletzten Wochenende getwittert: "War da nun eine Bundeskristallnacht oder 'nur' ein südwestdeutsches Scherbennächtle?" Tags darauf sorgte er mit einer weiteren Äußerung für Irritationen, in der er weiße Menschen als bedrohte Minderheit darstellte.

Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU), die auch dem Rat der Stiftung vorsitzt, kündigte am Mittwoch eine Sondersitzung des Stiftungsrates an. Ein Termin stehe noch nicht fest, sagte ein Ministeriumssprecher dem epd. Reiprich hatte vor kurzem um vorzeitige Beendigung seines Vertrags zum 30. November gebeten.