Berlin (epd). Gewalt gegen Kinder wird laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) weltweit unterschätzt. Abgesehen von schockierenden Verbrechen, die punktuell große Beachtung finden, blieben viele alltägliche Gewalterfahrungen in Familien, der Kita, der Schule oder im Internet weitgehend unsichtbar, erklärte der Vorsitzende von Unicef Deutschland, Georg Graf Waldersee, am Donnerstag in Berlin.
Weltweit seien jedes Jahr schätzungsweise eine Milliarde Kinder und Jugendliche zwischen zwei und 17 Jahren - und damit jedes zweite Kind - von physischer, sexueller oder psychischer Gewalt betroffen. Bis heute würde diese häufig stillschweigend akzeptiert, heruntergespielt oder sogar gerechtfertigt. Auch in Deutschland gehöre Gewalt nach Einschätzung führender Kinder- und Jugendpsychiater weiter zu den häufigsten frühen Kindheitsbelastungen, so Unicef.
Häufig werde Gewalt gerade durch die Menschen ausgeübt, die für den Schutz der Kinder verantwortlich sind, hieß es weiter. Erhebungen aus 30 Ländern zufolge sei fast die Hälfte aller Kinder zwischen zwölf und 23 Monaten zu Hause körperlichen Bestrafungen ausgesetzt. Eine ähnlich große Zahl erlebe verbale Gewalt etwa durch Anschreien oder Beschimpfen.
Unicef zufolge hat die Covid-19-Pandemie die Risiken für Kinder erhöht, zu Hause Opfer von Gewalt zu werden. Bundesregierung und Behörden forderte das Kinderhilfswerk auf, Unterstützungsangebote in der Krise auszubauen.