Berlin, São Paulo (epd). Im Schatten der Corona-Pandemie in Brasilien haben die Waldbrände im Amazonas einen neuen Negativrekord erreicht. Im Juni habe es die heftigsten Brände in den vergangenen 13 Jahren gegeben, teilte das Weltrauminstitut Inpe laut der Tageszeitung "Estado de São Paulo" am Mittwoch (Ortszeit) mit. Insgesamt wurden 2.248 Feuer registriert, das entspricht im Vergleich zum Vorjahresmonat einer Steigerung von fast 20 Prozent. Die Umweltorganisation Greenpeace äußerte die Befürchtung, dass sich die Umweltkatastrophe des vergangenen Jahres wiederholen wird. Damals wüteten im Amazonas-Regenwald die schwersten Waldbrände seit mehr als 20 Jahren, die sich auch auf Bolivien und Peru ausdehnten.
Experten gehen davon aus, dass die meisten Feuer durch Brandrodung in abgeholzten Gebieten entstanden sind. Die Regierung unter Präsident Jair Bolsonaro hatte das Budget der Umweltbehörde Ibama und damit auch die Kontrollen im Regenwald drastisch zusammengekürzt. Für illegale Holzfäller kommt damit die Politik von Bolsonaro fast einem Freifahrtschein gleich. Auch die Abholzung des Regenwaldes ist von August 2019 bis Juni diesen Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum laut Inpe um mehr als 34 Prozent gestiegen.
"Es ist kaum zu hoffen, dass die Umweltkatastrophe, die wir im letzten Jahr mit einer Reihe krimineller Brände erlebt haben, in diesem Jahr geringer ausfallen wird", sagte Rômulo Batista von Greenpeace in Brasilien. Schließlich gebe es eine Regierung, die gegen die Umwelt vorgehe und unfähig sei, die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes zu verhindern. Brasilien beheimatet fast 60 Prozent des Amazonas-Gebiets, des größten Regenwalds der Welt.
Bolsonaro hatte im vergangenen Jahr die Daten von Inpe, das seit 30 Jahren die Abholzung des Regenwaldes via Satellit dokumentiert, öffentlich als "Lüge" abgetan und als "Umweltpsychose" bezeichnet. Dem Chef von Inpe, Ricardo Osório Galvão, warf er vor, "im Auftrag internationaler Nichtregierungsorganisationen" zu handeln und verfügte seine Entlassung.