Osnabrück, Berlin (epd). Fleischproduktion in Deutschland ist nach Auffassung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auch ohne den Einsatz umstrittener Werkverträge möglich. Das Kilogramm Schweinefleisch würde nach Berechnungen der Gewerkschaft nur 10 bis 20 Cent teurer, wenn in den Schlachthöfen vernünftige Arbeitsbedingungen eingehalten würden, sagte Gewerkschaftschef Guido Zeitler der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag, online). "Das muss es uns doch wert sein."
Zeitler forderte die Bundesregierung um Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) auf, das angekündigte Werkvertragsverbot auch umzusetzen. Dem nun von einigen Unternehmen angekündigten Verzicht auf Werkverträge traue er nicht, sagte Zeitler. "Den Unternehmen in der Fleischindustrie glaube ich gar nichts mehr." In den vergangenen Jahren seien viele Verbesserungen angekündigt worden, "aber im Endeffekt ging es den Beschäftigten gleichbleibend schlecht".
Der geschäftsführende Hauptvorstand kritisierte, dass in den vergangenen Jahren zwar viel übers Tierwohl, aber wenig über die Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen diskutiert worden sei. "Die Arbeiter aus dem Ausland werden nicht als Bestandteil unserer Gesellschaft wahrgenommen. Sie haben keinerlei Anbindung. Deswegen fehlt es da auch an Bewusstsein für die Probleme." Er kritisierte in diesem Kontext, dass der geplante Fleischgipfel am Freitag in Düsseldorf mit Bundesagrarministerin Julia Klöckner komplett ohne Vertreter der Arbeitnehmerschaft stattfinden soll.
Darüber hinaus forderte der Gewerkschaftsboss eine deutschlandweite Testung aller Arbeiter in Schlachthöfen auf eine Corona-Infektion. "Was wir jetzt bei Tönnies oder Wiesenhof an Corona-Ausbrüchen sehen, ist vielleicht nur die Spitze des Eisbergs."