TV-Tipp: "Hannes Jaenicke: Im Einsatz für den Lachs" (ZDF)

Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Hannes Jaenicke: Im Einsatz für den Lachs" (ZDF)
16.6., ZDF, 22.15 Uhr
Der Lachs, sagt Hannes Jaenicke zu Beginn dieser Dokumentation, sei ein Wanderer zwischen den Welten. Für den Schauspieler gilt das nicht minder.

Seit vielen Jahren nutzt er seine Popularität, um auf drängende Probleme im Tier- und Umweltschutz aufmerksam zu machen. Zum Glück sind die in Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Regisseurinnen Judith Adlhoch und Eva-Maria Gfirtner entstandenen Dokumentationen in Stil und Tonfall sachlicher als seine Sachbücher ("Wer der Herde folgt, sieht nur Ärsche"). Nach Beiträgen über Gorillas, Elefanten, Löwen oder Vögeln widmet sich das Trio im elften Teil der Reihe "Im Einsatz für…" einem der kulinarischen Lieblingsfische der Deutschen. Es ist noch gar nicht so lange her, da galt Lachs als luxuriöse Delikatesse; und dann begann die industrielle Massenproduktion. Jaenicke besucht im zweiten Teil zwar auch eine norwegische Lachsfarm, aber seine Anklage gilt weniger der Massentierhaltung, sondern deren Folgen für die Umwelt.

Zunächst befasst sich der Film mit der Faszination der Lachse. Die Tiere kommen in Süßwasserflüssen zur Welt, schwimmen ins Meer und kehren irgendwann an ihren Geburtsort zurück, um sich fortzupflanzen; daher "Wanderer zwischen den Welten". Natürlich müssen sie buchstäblich gegen den Strom schwimmen, um zu ihren Laichplätzen zu gelangen; noch so ein Bild, das auch auf Jaenicke passt, der in seinen Büchern kein Blatt vor den Mund zu nehmen pflegt. Das gilt auch für seine Kronzeugin: Die kanadische Biologin Alexandra Morton erforscht das Leben der Lachse seit dreißig Jahren. Ihr Befund ist erschreckend: Die Anzahl der frei lebenden Tiere ist dramatisch geschrumpft. Das hat selbstredend auch mit den Eingriffen des Menschen in die Umwelt zu tun. Der Lachs ist in der Lage, stromaufwärts selbst schwierigste natürliche Hindernisse zu überwinden. An Wehren und Schlüssen allerdings kann er nur scheitern, und wenn er seinen Laichgrund nicht erreicht, gibt es auch keinen Nachwuchs.

Ungleich drastischere Folgen haben jedoch die Begegnungen der wilden Lachse mit ihren gezüchteten Artgenossen, wie Jaenicke mit Hilfe der Biologin in der Umgebung der westkanadischen Insel Vancouver Island nachweisen kann. In den Lachsfarmen vor der Küste werden atlantische Lachse gezüchtet; heimisch ist hier allerdings der pazifische Lachs. Dessen Schicksal erinnert auf deprimierende Weise an die Geschichte der nordamerikanischen Ureinwohner: Die Wanderrouten führen die einheimischen Lachse an den Zuchtfarmen vorbei. Über den Kot der Zuchtlachse gelangen Krankheitserreger ins Wasser, gegen die das Immunsystem der pazifischen Lachse machtlos ist.

Weil die bloße Mitteilung von Fakten erfahrungsgemäß nur wenig ändert, unterbricht Jaenicke den dokumentarischen Duktus des Films immer wieder, um das Publikum direkt anzusprechen: "Wir entnehmen dem Meer alles und geben lediglich unseren Dreck zurück. Das kann auf Dauer nicht gut gehen." Auch optisch sind diese Appelle sehr eindrucksvoll gestaltet. Die hochwertigen Bilder sind ohnehin die große Stärke von "Hannes Jaenicke im Einsatz für…". Lachse mögen die Herzen der Zuschauer nicht so unmittelbar erreichen wie Orang-Utans, Delfine oder Eisbären, aber viele Aufnahmen sind schlicht spektakulär. Verantwortlich für die Bildgestaltung waren Daniel Ritter und Strobel, der die Reihe gemeinsam mit Adlhoch produziert, sowie der Unterwasserfilmer Tavish Campbell, der für die Dokumentation das Leben und Sterben der kanadischen Lachse dokumentiert hat.

Unmittelbar einleuchtend ist unter anderem die Erklärung der Biologin, warum die Fische so wichtig für das gesamte Ökosystem sind. Der Film zeigt einen kleinen Bären, der einen toten Lachs aus dem Wasser angelt. Er trägt ihn den Wald, wo der Kadaver verrottet und als Dünger für die Bäume in den Kreislauf der Natur zurückkehrt. Dieser Kreislauf funktioniert nicht mehr, weil von der einst riesigen Lachspopulation nur noch ein Bruchteil übrig ist. In den vermeintlich vorbildlichen norwegischen Fischfarmen, in denen unser Lachs produziert wird, steht ebenfalls nicht alles zum Besten, und das nicht nur wegen des mit Chemikalien verunreinigten Wassers, das ins offene Meer geleitet wird. Ein absurdes Detail verdeutlicht die ganze Perversion des menschlichen Eingriffs in die Natur: Der Lachs ist ein Raubfisch, der vor allem von kleinen Krebsen lebt; ihnen verdankt sein Fleisch auch das typische Rosa. In den Fischfarmen ist der Lachs unfreiwillig zum Vegetarier geworden; das Rosa entsteht durch Lebensmittelfarbe, die dem Futter beigemischt wird.