Düsseldorf (epd). Wissenschaftler der Hans-Böckler-Stiftung haben sich für eine schrittweise Anhebung des Mindestlohns in Deutschland auf ein Niveau von zwölf Euro pro Stunde ausgesprochen. In einem aktuellen Gutachten verweisen die Experten des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) sowie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) darauf hin, dass die Einführung und die Erhöhungen des Mindestlohns "die Einkommenssituation von Millionen Menschen in Deutschland verbessert" hätten, wie die gewerkschaftsnahe Stiftung am Freitag in Düsseldorf mitteilte.
Der Mindestlohn habe den privaten Konsum spürbar unterstützt, solche positiven Impulse seien zur Bewältigung der Corona-Krise derzeit besonders wichtig, hieß es. "Politik und Ökonomen sind sich einig, dass die Nachfrage in Deutschland nach den Einschränkungen zur Corona-Bekämpfung dringend angekurbelt werden muss", sagte der WSI-Tarifexperte Thorsten Schulten. Eine schrittweise Erhöhung des Mindestlohns wäre deshalb ein weiterer wichtiger Baustein.
Gemessen am mittleren Lohn von Vollzeitbeschäftigten in der Europäischen Union lag der deutsche Mindestlohn mit 45,6 Prozent niedriger als im EU-Durchschnitt (50,7 Prozent). Würde der deutsche Mindestlohn auf zwölf Euro angehoben, könnten davon schätzungsweise rund zehn Millionen Beschäftigte profitieren, hieß es. Nach Berechnungen des IMK hätte die Anhebung positive gesamtwirtschaftliche Auswirkungen: So fiele langfristig der private Konsum preisbereinigt um 1,4 bis 2,2 Prozent höher aus als ohne eine Steigerung. Die Wirtschaftsleistung läge um 0,5 bis 1,3 Prozent höher.