Hamburg (epd). Greenpeace befürchtet negative Umweltfolgen im Verkehrsbereich durch die Corona-Krise. In einer am Dienstag veröffentlichten Kurzstudie warnt die Umweltorganisation vor einem Einbruch der Fahrgastzahlen in Bussen und Bahnen, weil viele Menschen sich dort nicht mehr sicher fühlten. Die Verlagerung weg vom öffentlichen Personennahverkehr drohe mittel- und langfristig anzuhalten. Greenpeace fordert die Förderung klimafreundlicher Verkehrsmittel durch die Bundesregierung.
Der Anteil des Pkw-Verkehrs in deutschen Städten sei während des Corona-Lockdowns um rund zehn Prozentpunkte gestiegen - allerdings bei einer deutlichen Abnahme der gesamten Wege und Kilometer, heißt es in der Kurzstudie unter Verweis auf eine Infas-Studie. Bleibe der höhere Anteil des motorisierten Individualverkehrs mit fortschreitender Normalisierung konstant, könne dies dramatische Folgen haben, warnen die Umweltschützer.
"Es droht ein Verkehrsinfarkt", so Greenpeace. Vor der Krise hätten die Bewohner deutscher Metropolen mehr als 120 Milliarden Kilometer im Auto zurückgelegt. Steige der Anteil des motorisierten Individualverkehrs um zehn Prozentpunkte, könnten noch einmal 20 Milliarden Personenkilometer im Auto hinzukommen. "Das würde zu zusätzlichen drei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr führen", warnt Greenpeace.
Die Umweltorganisation fordert die Umwidmung von Verkehrsflächen zugunsten von Rad- und Fußwegen sowie eine Erhöhung der Fördermittel für den Radverkehr im Bundeshaushalt. Zudem sollte der Kauf von Fahrrädern und anderen klimafreundlichen Mobilitätslösungen mit einer Prämie gefördert werden.
Greenpeace-Verkehrsexpertin Marion Tiemann forderte die Städte auf, mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen. Städte wie Mailand und Madrid hätten bereits zahlreiche Straßen in Fahrrad- und Fußgängerzonen umgewidmet. Brüssel habe kürzlich die komplette Innenstadt zur Tempo-20-Zone erklärt. Auch Berlin habe bereits Autospuren abgesperrt, um mehr Platz für Radfahrer zu schaffen.