Düsseldorf (epd). Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die überfüllten Flüchtlingslager in Griechenland als Schande für Europa bezeichnet. Er habe das Lager Moria auf der Insel Lesbos besucht und selbst gesehen, "wie 20.000 Menschen zusammengepfercht in einem Lager leben, das für 3.000 geplant war, sagte der Minister der "Rheinischen Post" (Dienstag). Nötig seien kleinere Einheiten mit menschenwürdigen Bedingungen nach UN-Standards.
"Wir müssen allen Menschen in den Lagern helfen. Ich empfinde es als Schande, welche Zustände mitten in Europa akzeptiert werden", unterstrich Müller. Mit Blick auf die Aufnahme der ersten 47 der rund 350 von Deutschland akzeptierten Kinder aus den Flüchtlingslagern sagte er: "Mit der Evakuierung der Kinder ist das Problem ja nicht gelöst."
Eine erste Gruppe von 47 Flüchtlingskindern aus den griechischen Lagern war im April in Niedersachsen eingetroffen. Die unbegleiteten Kinder und Jugendlichen waren zuvor in Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln Lesbos, Samos und Chios untergebracht. Sie stammen aus Afghanistan, Syrien und Eritrea.
Zehn EU-Mitgliedstaaten hatten vereinbart, insgesamt 1.600 besonders schutzbedürftige unbegleitete Kinder aus den Lagern herauszuholen. Wegen der Corona-Pandemie verzögert sich in einigen europäischen Staaten aber die Aufnahme.