TV-Tipp: "Allmen und das Geheimnis des rosa Diamanten" (WDR)

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TV-Tipp: "Allmen und das Geheimnis des rosa Diamanten" (WDR)
12.5., WDR, 22.10 Uhr
Schon der erste Allmen-Film wollte seine Verwandtschaft mit den "Pink Panther"-Klassikern nicht verleugnen. Der zweite, "Allmen und das Geheimnis des rosa Diamanten" (eine Wiederholung von 2017), verdeutlicht sie bereits im Titel, denn auch das vermeintliche Titeltier aus der Kinoreihe mit Peter Sellers ist ein unendlich kostbarer rosafarbener Edelstein.

War der grandios von Heino Ferch verkörperte Titelheld Johann Friedrich von Allmen in der Auftaktkomödie dem klingenden Namen zum Trotz im Grunde nicht mehr als ein Kunstdieb, so hat der verarmte Ex-Millionär nun aus seiner Begabung eine Berufung gemacht und eine Firma "für die Wiederbeschaffung von schönen Dingen" gegründet (gemeint sind abhanden gekommene Kunstgegenstände); Mitarbeiter sind allerdings nur er selbst und sein treuer Diener Carlos (Samuel Finzi). Ihr erster Auftrag ist gleich ungeheuer lukrativ: Der gestohlene Diamant, genannt "das Auge von Shiva", ist 45 Millionen Schweizer Franken wert, der "Finderlohn" beläuft sich auf stolze 2,25 Millionen. Dass es in Wirklichkeit um viel, viel mehr als bloß um einen Edelstein geht, findet Allmen allerdings erst raus, als es beinahe zu spät ist und ihm, Carlos sowie der neuen Mitstreiterin Maria (Isabella Parkinson) die Kugeln um die Ohren fliegen. Ähnlich wie der erste Film beginnt auch der zweite mit diesem Höhepunkt, um dann nachzutragen, wie es dazu kommen konnte.

Die Handlung ist diesmal jedoch deutlich komplexer. Zwar gab es auch in "Allmen und das Geheimnis der Libellen" zum letzten Akt einen "Twist", also eine unerwartete Wendung, die der gesamten Geschichte eine völlig andere Richtung verleiht, weil sich der Detektiv plötzlich mit den Mechanismen der internationalen Finanzwirtschaft konfrontiert sieht, aber diesmal sind die Verwicklungen auch vorher umfassender. Mindestens genauso wichtig wie die Ereignisse ist allerdings erneut ihre Verpackung: Martin Rauhaus ist auch mit seinem zweiten Drehbuch eine vorzügliche Adaption des fast gleichnamigen Romans von Martin Suter gelungen; gerade die Dialoge für Ferch sind erneut ein Leckerbissen. Das gilt vor allem für Allmens literarisch wertvolle Kommentare. Dass er hin und wieder auch in die Kamera spricht, ist immer noch eher unnötig. Andererseits sorgt die Methode auch für einen besonders gelungenen Moment, als er mal gar nichts sagt, sondern mit Blick in Richtung Kamera bloß den Kopf schief legt und die Augenbrauen hebt.

Wie schon im ersten Teil wirkt auch diesmal wieder eine verführerische Frau mit (Nora Waldstätten), bei der Allmen lange nicht weiß, ob sie Gegnerin oder Verbündete ist. Immerhin hilft sie ihm, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, als er des Mordes verdächtigt wird: Es ist ihm zwar gelungen, den gar nicht mal unsympathischen russischen Diamantendieb (Daniel Wagner) in einem norddeutschen Luxushotel aufzuspüren und sein Vertrauen zu gewinnen, doch während er die Suite des Russen durchsucht, wird dieser ermordet. Statt des Edelsteins hat Allmen bloß einen pinkfarbenen USB-Stick gefunden und zunächst keine Ahnung, dass er ab sofort selbst in Lebensgefahr schwebt.

Während sich die beiden Filme erzählerisch und auch formal recht ähnlich sind (Regie führte wieder Thomas Berger, die Bildgestaltung besorgte Frank Küpper), gibt es akustisch einen klaren Unterschied: Die Musik stammt zwar erneut von Fabian Römer, aber hier wurde er von Matthias Hillebrand-Gonzalez unterstützt. Nicht nur die Handlung, auch die Komposition ist komplexer. Hatte Römer im ersten Film stark mit Swing-Elementen gearbeitet und auf diese Weise auch musikalisch die Nähe zu den "Pink Panther"-Filmen hergestellt, so gibt es nun auch viele andere stilistische Einflüsse, darunter neben Jazz und elektronischen Thrillerpassagen auch südamerikanische Rhythmen. Trotzdem liefert die Musik bei aller Größe nur einen roten Teppich, auf dem Heino Ferch erneut mit traumwandlerischer Sicherheit wandelt. Selbst Suter kann sich keinen besseren Hauptdarsteller vorstellen; für Ferch ist der charmante Hochstapler in der Tat eine ganz große Rolle. Trotzdem muss die Anerkennung auch Finzi gelten. Er mag als bedingungslos loyaler Carlos, der seinen Chef regelmäßig mit entmutigender Ehrlichkeit auf den Boden der Tatsachen zurückholt, nur einen Bruchteil der Dialoge haben, aber das gleicht er durch subtile Süffisanz spielend wieder aus. Der filmische Epilog wiederum zeigt, dass der genusssüchtige Allmen nicht bloß Hedonist, sondern auch Humanist ist; das macht die Figur erst recht sympathisch.