Genf (epd). Eine UN-Diplomatin fordert Untersuchungen zu Berichten über anhaltende Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Westen von Myanmar. "Während die Welt mit der Covid-19-Pandemie beschäftigt ist, verschärft das Militär seine Angriffe im Rakhine-Staat und zielt auf die Zivilbevölkerung", erklärte die scheidende UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte in Myanmar, Yanghee Lee, am Mittwoch in Genf. Um den Konflikt beenden zu können, sei es unerlässlich, die Gewalt zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Die Aktionen des Militärs in Rakhine und im Bundesstaat Chin könnten Kriegsverbrechen darstellen. Myanmars Armee habe sich nie für ihre Taten verantworten müssen und agiere weiterhin straflos, kritisierte Lee. "Wir alle wissen, was sie 2017 mit den Rohingya gemacht hat." Wegen einer brutalen Militäroffensive gegen die muslimische Minderheit waren Ende August 2017 mehr als 740.000 Rohingya aus dem Rakhine-Staat nach Bangladesch geflohen.
Seit Ende 2018 wird die Region von einem neuen Konflikt erschüttert. Diesmal geht es um Kämpfe zwischen dem Militär und den buddhistischen Rebellen der "Arakan Army". Leidtragende sind mittlerweile alle in Rakhine und Chin lebenden Bewohner, auch Buddhisten und Christen. Seit Beginn des Konflikts wurden Hunderte Zivilisten, darunter Kinder, getötet oder verletzt, mindestens 157.000 Bewohner wurden vertrieben.
In den vergangenen Wochen hat das Militär laut UN-Angaben seine Attacken mit Luftangriffen und Artillerie verschärft. Humanitäre Helfer wurden ebenfalls zur Zielscheibe. Aber auch die Rebellen der buddhistischen "Arakan Army" müssten Zivilisten schützen, forderte Lee.