Warum tun sich viele Eltern so schwer damit, über das Sterben zu sprechen?
Ralph Caspers: Wenn ich über den Tod spreche, denke ich unweigerlich auch darüber nach, was mit mir selbst passiert, wenn ich sterbe; und was aus den geliebten Menschen wird, die ich hinterlasse. Es macht traurig, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen, und Trauer ist eine Emotion, die die meisten Menschen lieber meiden, denn sie ist unbekanntes Terrain. Dabei ist es wichtig, sich darauf einzulassen, denn nur dann wird man erkennen: Das geht auch wieder vorbei.
Sind Kinder bei solchen Fragen unbekümmerter?
Caspers: Kinder gehen jedenfalls voll in die Trauer rein, wenn zum Beispiel ein Haustier gestorben ist. Sie können schon in Tränen ausbrechen, wenn sie nur darüber nachdenken, dass der Hund oder die Katze eines Tages nicht mehr da sein werden. Kinder haben viel weniger Filter im Kopf und sind sehr gradlinig. Andererseits kann es auf Erwachsene auch äußerst befremdlich wirken, wenn Kinder nicht trauern wollen, weil sie gerade ganz andere Dinge im Kopf haben.
Warum haben Sie in Ihrem Buch auch den Prozess der Verwesung beschrieben?
Caspers: Kinder sind neugierig, man muss damit rechnen, dass sie wissen wollen, was mit dem Leichnam geschieht. Wie detailliert man das weitergibt, muss jeder selbst entscheiden, aber es ist wichtig, dass man den Prozess objektiv erklären kann. Es gibt auch eine sehr konkrete Alternative: Man kann sich mit den Kindern beim Waldspaziergang anschauen, was mit einem toten Tier passiert. Natürlich ist es ein bisschen eklig, die Fliegenlarven zu beobachten, aber auf diese Weise wird der natürliche Kreislauf sichtbar: Der Tod eines Lebenswesens ist die Lebensgrundlage für andere Lebewesen. Diese Erkenntnis hat doch auch etwas sehr Beruhigendes.