"ich habe mit unserem Pfarrer telefoniert und gesagt, dass wir jetzt wirklich alles verschieben", sagt Sarah Tultz. Die 33-Jährige aus Erlangen, die vor einigen Monaten zu ihrem Verlobten Christian in das Bitburger Land in Rheinland-Pfalz gezogen ist, wollte am 23. Mai in der evangelischen Erlöserkirche in Bamberg heiraten. Eine typische Mai-Hochzeit sollte es werden, bei ersten sommerlichen Temperaturen, mit 80 Gästen aus ganz Deutschland, Luxemburg, der Schweiz und Frankreich.
Dann kam Corona: "Tja, Pustekuchen", fasst Religionspädagogin und Erzieherin Sarah Tultz die Situation resigniert zusammen. "Es nützt einfach alles nichts. Klar war uns der Termin sehr, sehr wichtig, aber noch wichtiger ist, dass wir alle gesund bleiben." Sarah und Christian konnten zumindest vor wenigen Tagen standesamtlich auf der Wasserburg in Rittersdorf heiraten - aber auch das ging nur mit Einschränkungen. "Eigentlich wollten meine Eltern und meine Trauzeugin aus Bayern anreisen, ich hätte sie so gerne dabei gehabt und wir haben wirklich in der Woche davor noch die Hoffnung gehegt, dass sie alle kommen können", erzählt Sarah am Telefon.
Dann überschlugen sich die Ereignisse, es gab erste Ausgangsbeschränkungen - und das verlobte Paar entschied, die Gäste auszuladen. Für Sarah eine schwere Entscheidung: "Das Verständnis war da, aber meine Eltern waren natürlich sehr traurig und auch ich habe geweint, weil niemand dabei sein konnte. Mein Mann meinte aber irgendwann, dass es am Ende doch das wichtigste sei, dass wir beide heiraten - egal, ob mit Gästen oder ohne. Und da hat er ja schon recht."
Nun muss die 33-Jährige auch ihren Besuchern für die kirchliche Hochzeit im Mai absagen: "Ich habe schon mit meinen Eltern und mit meiner Trauzeugin geredet und ein paar Mails geschrieben und viele werde ich jetzt einfach per WhatsApp informieren." Und dann hofft Sarah, die aktuell in einem Kindergarten in Bitburg arbeitet, dass sich die Nachricht auch verbreitet, denn viele Menschen hatte sie im Laufe der letzten Monate nur mündlich zum Traugottesdienst in die Erlöserkirche eingeladen, in die immerhin 700 Menschen passen.
Auch für Pfarrer Dieter Opitz aus Bayreuth, der das Paar eigentlich trauen sollte, ist die Absage herausfordernd: "So eine Situation, dass alle Gottesdienste und auch Trauungen abgesagt werden müssen, gab es noch nie in meinem Dienstleben. Da muss man schon erst mal schlucken", sagt Opitz. Insbesondere für die Brautpaare sei eine Absage "natürlich heftig", doch gleichzeitig ist sich Opitz sicher, dass die gesetzlichen Vorgaben alternativlos sind. "Auch wenn in das Recht der Versammlungsfreiheit und Ausübung der Religion eingegriffen wird, geht es letztlich um Menschenleben."
Paaren, deren Trauung in den nächsten Wochen ansteht, rät der Pfarrer: "Es werden immer mehr Veranstaltungen, die in den nächsten Monaten hätten stattfinden sollen, abgesagt, bis in den Sommer hinein. Ich halte es für besser, wenn auch Trauungen verschoben werden, zumindest auf den Juli." Opitz empfiehlt sogar, noch keinen Ausweichtermin festzulegen: "Besser wäre, sich erst dann festzulegen, wenn die ganzen Einschränkungen im Zusammenhang mit der Coronakrise nicht mehr gelten. Dann wäre man auf der sichereren Seite und könnte sich entspannter auf die Trauung vorbereiten."
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Und wie geht es der Braut nun mit der verschobenen Hochzeit? "Ich versuche das alles in Ruhe anzugehen. Klar bin ich enttäuscht, dass unser Traum erst mal ins Wasser fällt. Ich weiß aber, dass alle, die mir wichtig sind, das auch verstehen", sagt Sarah. Außerdem seien sie und ihr Mann jetzt ja immerhin standesamtlich verheiratet und "da kann keiner mehr was machen", sagt die 33-Jährige lachend. "Irgendwann werden wir schon auch noch in einem schönen Rahmen kirchlich heiraten können, und uns den christlichen Segen umgeben von unseren Freunden zusprechen lassen."
Wann das sein wird, ist dabei aktuell noch völlig unklar: "Wir lassen erst mal offen, wie es weitergeht, weil wir niemanden in der Krise zu etwas drängen wollen und einfach keiner weiß, wie alles weitergeht", sagt Sarah zum Abschluss. Entscheidend sei sowieso etwas ganz anderes: "Das wichtigste sind wir zwei. Wir wissen immer noch, dass wir einander haben und alles andere ist Nebensache."