TV-Tipp: "Tatort: Summ, Summ, Summ"

Altmodischer Fernsehapparat steht auf Tisch.
Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Tatort: Summ, Summ, Summ"
12.4., ARD, 20.15 Uhr
Als die ARD diesen "Tatort" 2013 zum ersten Mal gezeigt hat, hatte der Krimi beeindruckende 13 Millionen Zuschauer; auf jedem dritten an jenem Abend eingeschalteten Fernseher kabbelte sich das Duo aus Münster. Mit dem Film selbst lässt sich dieser enorme Erfolg kaum erklären. Natürlich gibt es am Anfang eine Leiche und am Ende eine Auflösung. Aber im Grunde spielt es gar keine Rolle, wer für den Mord, dem später ein zweiter folgen wird, verantwortlich war: In den Sonntagskrimi aus Münster zählt für viele Zuschauer grundsätzlich vor allem die Gagdichte. Die ist diesmal besonders hoch, was die Freunde anspruchsvoll formulierter Pointen selbstredend als gute Nachricht betrachten werden. Spannung jedoch kommt in diesem dialogreichen Film mit dem ungewöhnlichen Titel "Summ, Summ, Summ" nie auf. Aber das galt auch schon für viele andere Krimis mit dem Duo Thiel und Boerne, deren Beziehung sich jahrein, jahraus auf dem Niveau einer hingebungsvoll gepflegten Hassliebe bewegt. Das hat Axel Prahl und Jan Josef Liefers zum beliebtesten Gespann am Sonntagabend gemacht. Ihre Filme erreichen regelmäßig rund 10 Millionen Zuschauer, das schafft in dieser Konstanz kein anderes "Tatort"-Team. Der Preis des Erfolgs: Die Autoren (diesmal Stefan Cantz und Jan Hinter, die Erfinder des Duos) müssen eine ständige Gratwanderung vollziehen, damit die einzelnen Episoden nicht komplett zu Komödien werden.

In "Summ, summ, summ" suchen der Kommissar und der Rechtsmediziner den Mörder einer strangulierten Journalistin. Es gibt zwei nennenswerte Spuren: Die Frau hat sich eine blaue Tulpe aufs Bein tätowieren lassen, und sie trug eine Ehrenkarte für ein Konzert des Schlagerstars Roman König bei sich. Alsbald zeigt sich, dass die Blume offenbar ein Zeichen der Hingabe ist; und sie war keineswegs die einzige, die ihre Liebe zu dem Sänger auf diese Weise dokumentiert hat. Offiziell lebt König, der wegen eines Konzerts gerade in Münster weilt, jedoch strikt monogam, seine Frau liegt im Koma. Würde seine Promiskuität publik, wäre der Imageschaden beträchtlich. Da trifft es sich gut, dass Boerne vorübergehend Tür an Tür im selben Hotel wie der Star residiert. König entpuppt sich jedoch als eingefleischter Wagnerianer, was ihn zumindest in den Augen des Professors über jeden Zweifel erhaben macht.

Clou des Films ist die Besetzung des Sängers. Roland Kaiser lebt in Münster; es war schon länger im Gespräch, einen kleinen Auftritt für ihn einzubauen. Als Mordverdächtiger spielt er selbstredend mehr als bloß eine Gastrolle, und das auch gar nicht schlecht. Kaiser-Fans dürfen sich zudem über ein Minikonzert freuen, bei dem er das eigens für diesen Film geschriebene Lied "Egoist" zum Besten gibt; 120.000 Menschen hatten sich gemeldet, als der WDR für die im Münster’schen Traditionsclub Jovel gedrehte Szene Komparsen suchte.

Weitere Gaststars sind zwei Vogelspinnen, die als hochgiftige Bananenspinnen zum Einsatz kommen: Boerne hat sie mit einer Kiste voller Bananen selbst eingeschleppt. Es ist zwar nicht sonderlich glaubwürdig, dass der Single kiloweise Bananen kauft, selbst wenn er als notorischer Geizkragen relativ gesehen ein paar Cent spart; aber Cantz und Hinter mussten ja einen Vorwand finden, um den Professor im Hotel unterbringen zu können. Gleichfalls nur bedingt überzeugend ist die kindliche Schwärmerei der rustikalen Staatsanwältin (Mechthild Großmann) für den Schlagersänger. Es fällt schwer zu glauben, dass ausgerechnet Frau Klemm, die sich sonst für keinen Zynismus zu schade ist, sämtliche Details aus Königs Privatleben kennt. Schwächen hat der von Kaspar Heidelbach inszenierte Film mitunter auch in der Führung der Schauspieler; einige Stichwortgeber der Hauptfiguren agieren doch recht weit unter dem Niveau der Herren Prahl und Liefers.