TV-Tipp: "Marie Brand und die Liebe zu viert"

Altmodischer Fernsehapparat steht auf Tisch.
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TV-Tipp: "Marie Brand und die Liebe zu viert"
11.4., ZDF, 20.15 Uhr
Ähnlich verbindlich wie das Handlungsmuster ist beim Episodenkrimi auch die Auswahl der Mordmotive: Es dominieren Eifersucht und Habgier. Für Täter, die durchaus sympathisch oder ihrer Tat zum Trotz in gewisser Weise dennoch unschuldig sind, gibt es allerdings noch eine dritte Variante; und davon erzählt "Marie Brand und die Liebe zu viert". Dabei scheint der Fall zumindest aus Zuschauersicht zunächst klar: Zwei Männer streiten sich lautstark; kurz drauf wird einer von ihnen tot in einem Parksee gefunden. Die beiden haben gemeinsam eine Catering-Firma betrieben, der eine als Koch (das Opfer), der andere als Manager (der Täter?): Ihr Unternehmen beliefert Großkunden und verwendet ausschließlich Bio-Zutaten. Dieses Essen hat seinen Preis, den viele nicht zahlen können oder wollen, weshalb der Betrieb in den roten Zahlen steckte; da können sich Geschäftspartner schon mal in die Haare kriegen. Das Drehbuch (Christian Schiller, Marianne Wendt) sorgt jedoch für eine weitere brisante Konstellation: Die beiden Männer waren Teil des Titelquartetts. Genau genommen sind sogar sechs Personen beteiligt: Zu der Wohngemeinschaft der beiden Paare, die in untereinander offenen Beziehungen leben, gehören auch zwei nahezu erwachsene Kinder.

Der Reiz des Films liegt vor allem in der Auseinandersetzung mit diesem Lebensentwurf, der nicht ins schlichte Weltbild von Jürgen Simmel (Hinnerk Schönemann) passt. Die lebenskluge Kollegin Marie Brand (Mariele Millowitsch) klärt ihn zwar auf, dass Polyamorie ein alter Hut und früher freie Liebe genannt worden sei, aber der Hauptkommissar ist schon davon überfordert, sich in eine derartige Lebensform überhaupt hineinzuversetzen; er kann sich nicht vorstellen, dass so etwas reibungslos funktioniert. Damit liegt er völlig richtig, zumindest in Bezug auf diese Geschichte: Jede ménage à trois oder à quatre muss scheitern, wenn einer der Partner einen der anderen für sich allein haben will.

Dank dieser beiden Handlungsansätze – hier das Geschäft, dort die Beziehung – gelingt es dem Drehbuch recht clever, die beiden klassischen Motive Geld und Liebe miteinander zu vermischen. Davon abgesehen ist "Marie Brand und die Liebe zu viert" jedoch ein konventioneller Krimi, der in keiner Weise aus dem Rahmen der Reihe fällt. Ein typisches Stilmittel der Drehbücher ist die Spiegelung des Falls im Privatleben des zu einer gewissen Selbstüberschätzung neigenden Simmel, der diesmal regelmäßig ein Tanzstudio besucht und einigermaßen schockiert zur Kenntnis nehmen muss, dass sich das Interesse seiner Salsa-Partnerin (Claudia Kottal) keineswegs auf ihn beschränkt; ihre freundliche Einladung, den erotischen Horizont zu dritt zu erweitern, lehnt er dankend ab. Bei der Arbeit gibt es ebenfalls Anlass zu Missmut: Simmels Beziehung zur Kollegin ist zwar eher freundschaftlicher Natur und trägt mitunter Züge eines Mutter/Sohn-Verhältnisses, aber dass sie sich so gut mit dem adretten neuen Rechtsmediziner (Manuel Rubey) versteht, behagt ihm gar nicht