Frau Helmchen-Menke, wir befinden uns in der Passionszeit, bald ist Ostern. Was raten Sie Familien, wie sie diese besonderen Tage trotz Corona-Virus gestalten können?
Heike Helmchen-Menke: Zunächst einmal sind alle Oster-Rituale, die Familien bisher schon praktizieren, in diesem Jahr besonders wichtig: Ostereiersuche und Osternester, kleine Geschenke, der Osterbrunch, der Osterspaziergang - im Familienkreis ist er bisher ja noch gut möglich. Eltern können ihren Kindern auch ohne Kinder- und Familiengottesdienste die religiöse Dimension des Osterfestes erschließen. Beim gemeinsamen Ostereierfärben können sie erklären, dass das Ei ein Bild für die Auferstehung Jesus ist: So wie Jesus aus dem Grab auferstanden ist, so kommt aus der harten Eierschale mit dem Küken neues Leben.
Wie können Karfreitag und Ostern zu Hause begangen werden?
Helmchen-Menke: Am Karfreitag und an Ostern können Sie den Kindern aus einer Kinderbibel die Erzählungen rund um Ostern vorlesen: den Einzug Jesu in Jerusalem, die Verurteilung, die Leidensgeschichte, den Tod und die Erzählung rund um das leere Grab. Vor allem die Erzählungen vom auferstandenen Jesus zeigen die Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist. Wenn dabei eine Kerze angezündet wird, wird schon für die Jüngsten der feierliche Rahmen erfahrbar. Diese Kerze können alle zusammen mit Symbolen, die sie aus Wachsplatten schneiden - etwa Kreuz, Lamm, Ei - gestalten. Es ist eine Chance für Mütter und Väter, selbst mit ihrem Kind die biblischen Geschichten zu lesen, die Ängste, Freuden und Hoffnungen des Kindes zu hören und gemeinsam darüber zu sprechen. Die christlichen Zusagen des Osterfestes vermitteln den Kindern auch in Zeiten der Corona-Krise Vertrauen in die Zukunft.
Haben Sie noch einen weiteren Ratschlag, wie der christliche Glaube im Familienalltag gelebt werden kann?
Helmchen-Menke: Segnen Sie ihr Kind! Für Kinder ist es etwas Wunderbares, wenn Eltern, Großeltern oder Paten sie in die Arme nehmen und ihnen mit Handauflegen oder einem Kreuz, das sie ihnen mit dem Daumen auf die Stirn zeichnen, den Segen Gottes zusprechen. Dabei erleben Kinder und erfahren, dass sie in Gott geborgen sind und dass er ihr Leben in der Hand hält.
In Ihrem druckfrischen Buch "Ins Leben begleiten. Religionssensibel durch den Familienalltag" (Patmos-Verlag) sprechen Sie sich dafür aus, im Alltag auch Zeiten zu schaffen, die ohne Erwartungsdruck sind?
Helmchen-Menke: Ja, denn Kinder zu fördern und fordern heißt nicht, in jeder freien Minute Vokabeln abzufragen oder sie an andere Pflichten zu erinnern. Kinder brauchen Zeiten, die den Alltag durchbrechen und auf eine spirituelle Dimension hin öffnen können: eine Blume an der Mauer anschauen, das Kind in eine Pfütze springen lassen, auch wenn es nach allen Seiten spritzt; zwischen Schule und Flötenunterricht einfach mal auf einer Wiese oder im Park picknicken und Gott für alles Schöne danken.