Ende Januar 2020 hat das Bündnis "United4rescue" das ehemalige Forschungsschiff "Poseidon" für 1,3 Millionen Euro ersteigert. Die "Poseidon" war zuletzt vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung genutzt worden. Am 20. Februar wurde das Schiff in Kiel von Schleswig-Holsteins Landtagsvizepräsidentin Aminata Touré (Grüne) als "Sea-Watch 4" getauft und vom Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, gesegnet. Mit der Taufe wurde das Schiff offiziell an die Hilfsorganisation Sea-Watch übergeben. Nach Überführung in den spanischen Hafen Burriana wird es dort derzeit für seine neue Aufgabe in der Seenotrettung umgerüstet. Die Umbauten und der Transport ins Mittelmeer kosten rund 500.000 Euro.
Das Schiff kann nach Angaben des Trägervereins Sea-Watch etwa 300 Flüchtlinge im Normalfall unterbringen. Bei akuten Notfällen können es für kurze Zeit bis zu 900 sein. 26 feste und ehrenamtliche Mitarbeiter - Ärztinnen und Ärzte, medizinische und nautische Fachleute - aus mehreren europäischen Ländern sind auf den jeweils vierwöchigen Einsätzen im Mittelmeer dabei.
Unterstützung auch für andere Aktionen
Das Bündnis "United 4 Rescue - Gemeinsam Retten!" wurde im Dezember 2019 auf Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland hin gegründet. Aktuell sind 441 Organisationen aus Kirchen, Diakonie, Kommunen, Vereinen und Initativen Teil des Bündnisses. Unter dem Hashtag #WirschickeneinSchiff gelang es in kurzer Zeit, die nötige Spendensumme für den Erwerb eines Rettungsschiffes zusammenzubekommen. Das Bündnis aquiriert auch weiterhin Spenden, um dem Umbau des Schiffes und die Arbeit von Sea-Watch mit zu finanzieren. In Zukunft wolle man auch andere Aktionen und Hilfsorganisationen unterstützen, sagt Pressesprecher Joachim Lenz.
Die zivile Seenotrettungsorganisation Sea-Watch ist Ende 2014 aus einer Initiative von Freiwilligen entstanden. Im Mai 2015 wurde ein Trägerverein gegründet. In der Überzeugung, dass kein Mensch auf der Flucht an den Außengrenzen der Europäischen Union sterben sollte, war Sea-Watch mit seinen Freiwilligen aus ganz Europa bisher an der Rettung von weit über 37.000 Menschen beteiligt. Private Seenotrettung könne und solle jedoch kein Dauerzustand werden. Deshalb setzt sich Sea-Watch für eine internationale, institutionalisierte Seenotrettung mit eindeutigem Mandat und für legale und sichere Einreisewege für Schutzsuchende nach Europa ein.