Steinmeier: Frauenrechte sind unsere gemeinsame Sache

Steinmeier: Frauenrechte sind unsere gemeinsame Sache
Zum Weltfrauentag erinnern Redner daran, dass Frauen allein wegen ihres Geschlechts benachteiligt werden. Fortschritt gebe es im Schneckentempo. Der Frauenanteil in Parlamenten wächst in den meisten anderen Staaten schneller als in Deutschland.

Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dazu aufgerufen, die Errungenschaften der Frauenbewegung zu verteidigen. Sie seien nicht selbstverständlich und könnten jederzeit wieder rückgängig gemacht werden, warnte Steinmeier am Freitag in Berlin laut vorab verbreitetem Redemanuskript anlässlich des Internationalen Frauentags an diesem Sonntag (8. März). Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) will 2020 zum Jahr der Gleichstellung machen, wie sie am Freitag in einer Bundestagsdebatte zum Frauentag sagte.

"Wir erleben eine weltweite Faszination für Autoritäres, eine Sehnsucht nach 'starken Männern', einen Rückfall in alte Rollenmuster", sagte Steinmeier bei einem Empfang für den Deutschen Frauenrat. Auch in Deutschland sinke der Anteil von Frauen im Parlament. Im Internet griffen Frauenhass und antifeministische Hetze um sich. "Wir dürfen nicht zulassen, dass sich Frauen aus dem öffentlichen Leben zurückziehen oder sich gar nicht erst hineinwagen, weil sie belästigt, beschimpft, bedroht oder angegriffen werden", betonte Steinmeier und erinnerte zugleich daran, dass Frauen sich ihre Rechte über Jahrzehnte mühsam erkämpfen mussten.

Deutschland nimmt bei der Vertretung von Frauen in Parlamenten im internationalen Vergleich eine schwache Position ein. Von 1995 bis 2020 sei der Anteil der Frauen im Bundestag nur von rund 26 Prozent auf knapp 31 Prozent gestiegen, teilte die Interparlamentarische Union IPU in Genf unter Berufung auf eine Studie mit.

Damit rangiere Deutschland auf einer Ländertabelle, die eine Zunahme des Frauenanteils in den Parlamenten abbilde, auf Platz 139. Untersucht wurden 172 Staaten. Auf dem ersten Platz der Tabelle lag den Angaben zufolge Ruanda, das den Frauenanteil im Parlament von rund vier Prozent im Jahr 1995 auf mehr als 61 Prozent im Jahr 2020 hochschraubte.

Laut Frauenministerin Giffey soll Gleichstellung das Leitthema der EU-Ratspräsidentschaft werden, die Deutschland Anfang Juli übernimmt. Die SPD-Politikerin forderte die Männer auf, sich ebenso wie Frauen für die Gleichstellung einzusetzen. Es gehe um gleiche Chancen im Arbeitsleben und in der Politik und um eine gerechte Aufteilung der Sorgearbeit in der Familie, sagte Giffey.

Giffeys Pläne für eine verbindliche Frauenquote in Führungsgremien von Unternehmen gehen der evangelischen Diakonie nicht weit genug. Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, forderte weitere Maßnahmen: "Damit mehr Frauen in die obersten Führungspositionen gelangen, ist neben der Quote die Frauenförderung mit klaren Zielvorgaben in den Strategien von Unternehmen und Verbänden zu verankern. Sie muss mit konkreten Indikatoren und Maßnahmen geplant und messbar gemacht werden", sagte Loheide.

Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley (SPD), kritisierte schleppende Fortschritte bei der Gleichberechtigung in Deutschland. Sie wollte sich nicht darauf festlegen, wann der Weltfrauentag überflüssig werden könnte: "Ich hoffe, dass ich das noch erlebe, aber in dem Bereich ist der Fortschritt wirklich eine Schnecke - leider", erklärte Barley im Radioprogramm SWR Aktuell.

epd bm/mj/her jup