Eisige Andacht mit Adler und Ausblick

Kapelle Maria Heimsuchung auf Zugspitzplatt
© Manuel/stock.adobe
Evangelischer Berggottesdienst auch im Winter: Die Kapelle Maria Heimsuchung trohnt in unmittelbarer Nähe zum Zugspitzgletscher auf fast 3.000 Metern Höhe.
Eisige Andacht mit Adler und Ausblick
Drei Fragen an Pfarrerin Ulrike Wilhelm, die auch im Winter zur Andacht aufs Zugspitzplatt einlädt
Evangelische Berggottesdienste in Deutschlands höchstgelegener Kapelle gab es bislang nur im Sommer. Jetzt bietet die Kirchengemeinde Garmisch-Partenkirchen ihre Andachten im Kirchlein "Maria Heimsuchung" jeden Dienstag an - für Skifahrer, Einheimische und Touristen aus aller Welt. Pfarrerin Ulrike Wilhelm teilt sich den höchsten Predigteinsatz Deutschlands mit 15 Kollegen.
04.03.2020
epd
Susanne Schröder

Frau Wilhelm, warum laden Sie jetzt auch im Winter zur Andacht aufs Zugspitzplatt?

Ulrike Wilhelm: Ehrlich gesagt hat mich der Ehrgeiz gepackt, als ich gehört habe, dass die Katholiken jetzt jeden Sonntag in der Kapelle Gottesdienst feiern. Wenn die das schaffen, dachte ich, dann können wir auch keine Weicheier sein. Also halten wir unsere Andacht jetzt an jedem Dienstag um 12 Uhr. Wenn es sehr kalt ist, ist natürlich kaum jemand oben. Aber bei schönem Wetter sind ein Haufen Skifahrer da und auch Leute ohne Ski. Wenn die dann in ihrer Mittagspause die Glocken hören und jemanden im Talar sehen, kommen sie schon mal rüber. Zehn bis fünfzehn Leute sind das etwa. Am 7. Januar gab es sogar den höchsten Kircheneintritt Deutschlands: Eine Frau aus Garmisch wollte ihren Wiedereintritt gern in der Zugspitzkapelle feiern, weil die ihrem verstorbenen Vater so wichtig war. Das war eine schöne Feier im kleinen Kreis.

Der Weg von der Gondel zur Kapelle dürfte gerade rutschig sein. Wie kommen Sie da sicher rüber?

Wilhelm: Tatsächlich ist mein Mann neulich mit dem Akkordeon hingepurzelt. Man braucht schon Skistöcke. Und ich habe jetzt zwei Paar Grödeln gekauft, die man unter die Schuhe schnallen kann - das ist an manchen Tagen nötig. Wer von unserem Team dienstags hinauffährt, holt sich die Grödeln mitsamt dem Schlüssel für die Kapelle ab.

"Die Leute mögen es, wenn es ein bisserl bayerisch zugeht."

Findet die Andacht immer statt?

Wilhelm: Zweimal musste sie schon ausfallen, weil die Bahn wegen Sturm nicht gefahren ist. Und wenn das Wetter ganz greislig ist, kann man sich ausrechnen, dass oben nichts los ist. Aber sonst fahren wir jeden Dienstag. Wenn es jetzt bald schöner wird, kommen auch wieder mehr Gäste aus aller Welt, die unbedingt mal auf dem höchsten Berg Deutschlands stehen wollen. Ich schnappe mir dann schon in der Bahn das Mikro und lade zur Andacht ein. Gottesdienst sage ich nicht, das schreckt viele ab, weil sie denken, dass sie bestimmte Gebete können müssen. Stattdessen sage ich: Heute geht's bei der Andacht um Geologie. Oder um Adler. Sowas interessiert viele. Und mein Mann spielt auf dem Akkordeon Volksstücke. Die Leute mögen es, wenn es ein bisserl bayerisch zugeht.