Berlin (epd). Grünen-Chefin Annalena Baerbock schlägt eine Kontingentlösung zur Aufnahme der Migranten an der türkisch-griechischen Grenze vor, an der sich auch Deutschland beteiligen soll. "Dass die Situation sich derart zuspitzt, war nur eine Frage der Zeit", sagte Baerbock der Zeitung "Die Welt" (Online: Sonntag/Print: Montag). "Niemand kann überrascht tun." Nun sei die Europäische Union in der Pflicht, Griechenland bei der Bewältigung der Lage mit allen Mitteln zu unterstützen - finanziell, personell, mit Hilfsgütern und Material.
Am Samstag hatte die Türkei ihre Grenzen zur EU geöffnet. Nach UN-Angaben vom frühen Sonntagmorgen versammelten sich an den türkisch-griechischen Grenzübergängen daraufhin mindestens 13.000 Menschen. Nach Angaben der griechischen Behörden wurden Tausende Flüchtlinge am Grenzübertritt gehindert. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu twitterte hingegen am Sonntag, dass bereits mehr als 76.000 Flüchtlingen die Einreise nach Griechenland gelungen sei.
"In der chaotischen Situation muss die EU Ordnung und Humanität walten lassen", betonte Baerbock. Das sei angesichts der katastrophalen Lage allein in den Lagern auf den griechischen Inseln eine immense Aufgabe. "Aber wir können nicht weiter so tun, als ginge uns das nichts an." Es gehe nicht um ein Problem Griechenlands, sondern es gehe an den Außengrenzen um die ganze EU.
Konkret gelte es, unter Hochdruck Erstaufnahmeeinrichtungen an den EU-Außengrenzen aufzubauen, führte Baerbock aus. "Dort müssen Flüchtlinge, die über die Grenze gelangen, schnell registriert, einer Sicherheitsprüfung und einem Datenabgleich unterzogen werden." Anschließend sollten Kontingente von Flüchtlingen schnell in der EU verteilt werden, um dort Asylverfahren auf den Weg zu bringen.
"Wenn nicht alle mitmachen, müssen einige vorangehen und dafür finanzielle Hilfe erhalten", sagte Baerbock. "Deutschland sollte vorausschauend seine eigenen Kapazitäten an Flüchtlingsunterkünften wieder aktivieren."
epd fu