Duisburg (epd). Die Zahl älterer Arbeitsloser hat sich innerhalb von zehn Jahren in Deutschland mehr als verdoppelt. Die Zahl der Jobsucher zwischen 60 und 65 Jahren stieg von etwa 90.000 im Jahr 2009 auf fast 220.000 im Jahr 2018, teilte das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen am Donnerstag mit. Zugleich betrage der Anteil Älterer unter den Langzeitarbeitslosen inzwischen über 40 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu bleiben, sei ab dem 50. Lebensjahr besonders hoch, heißt es im aktuellen Altersübergangsreport.
"Vor allem lange Arbeitslosenzeiten im letzten Drittel des Erwerbslebens entwerten den vorausgegangenen Erwerbsverlauf und mindern die Ansprüche in der gesetzlichen Alterssicherung", erklärten die IAQ-Forscher Arthur Kaboth und Martin Brussig. Überdies verdeckten die Statistik und die gesetzliche Regelungen das wahre Ausmaß des Problems. So gelten aufgrund einer Sonderregelung seit 2015 etwa 140.000 ältere Hartz-IV-Bezieher im Alter von 60 bis 64 Jahren nicht mehr als arbeitslos: Sie bekommen damit von der Arbeitsvermittlung auch keine Jobs mehr angeboten.
Nach Angaben der Forscher nimmt die Erwerbsbeteiligung Älterer aufgrund des demografischen Wandels kontinuierlich zu. Der Anteil der Erwerbstätigen stieg zwischen 1995 und 2018 in der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen von etwa 20 auf 60 Prozent. Die Arbeitslosenquote bei den älteren Arbeitssuchenden sei davon aber "teilweise entkoppelt", hieß es.
Die Wissenschaftler forderten, zielgerichtet in die Vermittlung älterer Arbeitsloser zu investieren - beispielweise durch die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen. Wichtig sei es zudem, Arbeitslosigkeit bei älteren Erwerbstätigen zu vermeiden.