Berlin (epd). Umweltschützer fordern zur Eindämmung der Plastikflut ein Ende von Einwegverpackungen und eine drastische Reduzierung der Kunststoffproduktion. "Die Zukunft der Verpackungsindustrie gehört dem Mehrweg", sagte Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung eines Forderungskataloges mehrerer Verbände an die Bundesregierung. Ziel müsse sein, die Plastikflut zu stoppen.
Deutschland sei Europameister beim Verpackungsmüll, hieß es. Zu den elf Initiatoren des Aufrufes "Wege aus der Plastikkrise" gehören neben dem BUND, Greenpeace und der Deutschen Umwelthilfe etwa die Deutsche Meeresstiftung, der Bundesverband Meeresmüll und die grünennahe Heinrich-Böll-Stiftung.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, forderte, die Mehrwegquote von 70 Prozent für Getränkeverpackungen konsequent durchzusetzen. Dafür sollten Sanktionsmaßnahmen wie eine Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einweg erwogen werden. Zudem sollte es verbindliche Mehrwegquoten für Verkaufs-, Transport- und Versandverpackungen geben. Resch ist auch für eine Besteuerung von Erdöl sowie Erdgas zur Herstellung von Kunststoffen.
Kaiser sprach von einer globalen Plastikkrise. Osteuropa und Südostasien seien mittlerweile die Müllkippe für Plastikabfälle nicht nur aus Deutschland. Eine Lösung sei nur möglich, "wenn alle Länder ihren Müll zu Hause behalten". Dazu brauche es auch Anreize für nachhaltiges Produktdesign wie steuerliche Vorteile für Produkte, die repariert und mehrfach genutzt werden können. "Wollen wir die Plastikkrise an der Wurzel packen, müssen Verpackungen idealerweise wiederverwendbar, zumindest aber vollständig recycelbar sein. Andere gehören verboten", sagte Kaiser.
Laut Umweltbundesamt fielen 2016 in Deutschland mehr als 220 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf an. Davon sind etwa 40 Kilogramm Kunststoffe, hieß es. Mehr als 400 Millionen Tonnen beträgt die globale Kunststoffproduktion jährlich, steht in dem 50-seitigen Forderungskatalog. Schätzungen gehen von einem Anstieg auf 600 Millionen Tonnen bis 2025 aus. Durch unsachgemäße Entsorgung gelangten rund 35 Millionen Tonnen an Kunststoffen in die Umwelt, davon fünf bis 13 Millionen Tonnen in die Weltmeere.
Die Verbände fordern, entlang der Lieferketten Einwegprodukte in einem verbindlichen Zeitrahmen durch Mehrwegsysteme zu ersetzen. Mikroplastikanwendungen sollten verboten werden. Während das Problem von Plastik in Flüssen und Meeren bereits erkannt sei, sei über die Belastung von Böden und Luft noch wenig bekannt. Dies gelte etwa für Kunstrasenplätze, Textilien oder den Reifenabrieb in der Umwelt oder im Klärschlamm, der anschließend auf Äcker gelange. So könne durch Gewichtsreduzierung bei Kraftfahrzeugen der Reifenabrieb reduziert werden, etwa durch ein SUV-Verbot.
Weiter sprechen sich die Initiatoren für ein Verbot für Abfallentsorgung auf See und von schädlichem Fischereizubehör aus. Ziel müsse es sein, den Kunststoffeintrag in die Meere zu begrenzen. Das Bündnis fordert auch eine gesetzliche Schadenshaftung nach dem Verursacherprinzip. Hersteller sollten für Gesundheits-, Umwelt- und Klimaschäden ihrer Produkte verantwortlich sein.