Köln (epd). Tarifauseinandersetzungen sind nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in den vergangenen beiden Jahren konfliktreicher geworden. "Die Konfliktintensität lag im Schnitt von 22 analysierten Tarifkonflikten bei 10,8 Punkten", heißt es in dem am Mittwoch in Köln veröffentlichten Report des arbeitgebernahen Instituts, über den zunächst die Düsseldorfer "Rheinische Post" berichtete. Das sind knapp 14 Prozent mehr als im Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2019.
Bei der Studie wird über Punktwerte für die Intensität der Auseinandersetzung und die maximale Eskalationsstufe ein "Konfliktbarometer" berechnet, um das Ausmaß von Arbeitskampfmaßnahmen zu vergleichen. Besonders konfliktreich war demnach seit 2005 das Jahr 2015 mit durchschnittlich 17,8 Konfliktpunkten, den geringsten Wert gab es 2017 mit 3,5 Punkten.
"Mit Blick auf die Eskalation der Tarifverhandlungen stechen die Druckindustrie, das Bankgewerbe, die Gebäudereinigung und die Luftfahrt hervor", schreiben die IW-Autoren. Unbefristete Streiks habe es aber nur in den Tarifkonflikten um das Kabinenpersonal bei Lufthansa und Eurowings gegeben. Die Auseinandersetzung zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern bei den Lufthansa-Töchtern Eurowings und Germanwings habe mit 18,7 Monaten zu den langwierigsten gezählt.
Ein erfolgreiches Mittel auf dem Weg zu einer Einigung sind dem Report zufolge Schlichtungen. So sei es seit dem Jahr 2000 in insgesamt acht Branchen zu 42 Schlichtungsverfahren gekommen. In 30 Verfahren wurde eine Einigung erzielt, das entspricht einer Erfolgsquote von 71 Prozent. "Wenig erfolgreich waren Schlichtungen allein im Öffentlichen Dienst", erklärten die IW-Tarifexperten Hagen Lesch und Christian Kestermann. "Dort führte gerade einmal eine von fünf Schlichtungen zum Erfolg."
In diesem Jahr ist das Konfliktpotenzial in den Tarifverhandlungen nach Einschätzung des IW geringer als 2019. "Größere Konfliktpotenziale dürften im Öffentlichen Dienst und im Bauhauptgewerbe bestehen", hieß es.