Gewalt: Mehr als 60.000 Menschen werden in Mexiko vermisst

Gewalt: Mehr als 60.000 Menschen werden in Mexiko vermisst

Berlin, Mexiko-Stadt (epd). In Mexiko ist die Zahl der Vermissten auf mehr als 60.000 Menschen gestiegen. Die am Montag (Ortszeit) von der mexikanischen Regierung veröffentlichte Zahl ist damit weit höher als die bisher geschätzten rund 40.000 Menschen, die verschwunden und vermutlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind. Erfasst wurden alle Fälle seit 1964, als die Behörden mit der Registrierung begannen. Allein im vergangenen Jahr wurden nach Regierungsangaben mehr als 31.000 Menschen getötet. Für die meisten Morde werden Drogenkartelle und andere Banden des organisierten Verbrechens verantwortlich gemacht, aber auch Sicherheitskräfte.

Der offiziellen Statistik zufolge sind 53 Prozent der 61.637 Verschwundenen zwischen 15 und 35 Jahre alt. 74 Prozent sind Männer. Die meisten Menschen verschwanden, nachdem der damalige Präsident Felipe Calderón 2006 den Drogenkartellen offiziell den Krieg erklärte.

Für weltweites Entsetzen sorgte vor mehr als fünf Jahren die Verschleppung und mutmaßliche Ermordung von 43 Lehramtsstudenten in der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero. Bis heute ist das Verbrechen, in das auch die örtliche Polizei verwickelt ist, nicht aufgeklärt. Mexikos neuer linksgerichteter Präsident Andrés Manuel López Obrador versprach den Angehörigen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Doch gegen das Justizversagen und die Korruption in den Reihen der Sicherheitskräfte konnte auch er bislang nichts ausrichten.

Seit dem Amtsantritt von López Obrador am 1. Dezember 2018 wurden bis Ende des vergangenen Jahres 9.164 Vermisste registriert. Die neue Regierung habe die Anstrengungen zur Suche von Vermissten verstärkt, erklärte Alejandro Encinas Rodríguez vom Sekretariat für Menschenrechte. 1.124 Leichen seien an 873 Orten geborgen worden. Nur 35 Prozent der Toten hätten bis jetzt identifiziert werden können. Die Sucharbeiten nach Vermissten konzentrierten sich auf die Bundesstaaten Sinaloa, Colima, Guerrero und Veracruz, wo das organisierte Verbrechen besonders stark ist.