Rom, Valletta (epd). Rund anderthalb Jahre nach einer Rettungsaktion im Mittelmeer ist der "Lifeline"-Kapitän Claus-Peter Reisch in Malta vom Vorwurf der falschen Registrierung des Schiffs freigesprochen worden. Das teilte Reisch am Dienstag auf Twitter mit. In erster Instanz war er deswegen im Mai 2019 zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt worden, er ging aber in Berufung. Der Freispruch könnte bedeuten, dass der Verein Mission Lifeline mit Sitz in Dresden sein Rettungsschiff zurückbekommt.
Reisch hatte im Juni 2018 mit seiner Crew 234 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet und musste tagelang auf die Erlaubnis für einen Hafen warten. Beim Anlegen in Valletta wurde der Kapitän zunächst kurzzeitig festgenommen, er wurde angeklagt und vor Gericht gestellt. Die "Lifeline" wurde beschlagnahmt und liegt immer noch fest.
Reisch zeigte sich überrascht von dem Freispruch. Die Organisation hatte sich vor dem Urteil pessimistisch geäußert und angesichts einer "desolaten rechtsstaatlichen Situation" in Malta mit einer Verurteilung gerechnet.
Neben der "Lifeline" ist auch das zweite Schiff des Vereins, die "Eleonore", beschlagnahmt. Sie liegt seit Sommer in Italien fest. Die Crew der "Eleonore" - wiederum unter Kapitän Reisch - hatte zuvor rund 100 Menschen aus dem Meer gerettet und war nach einem Unwetter und tagelangem Tauziehen ohne Erlaubnis in italienische Gewässer eingefahren und hatte schließlich im Hafen von Pozzallo in Sizilien angelegt.