Berlin (epd). Die Kapitänin des Flüchtlingsschiffs "Sea-Watch 3", Carola Rackete, ruft Bürger zu mehr Widerstand gegen das politische System auf. Es würden derzeit politische Entscheidungen mit katastrophalen Folgen getroffen, sagte die ehemalige Seenotretterin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). "Ziviler Ungehorsam ist sehr notwendig", betonte Rackete. Die Bürger müssten sich bewusstmachen, inwieweit sie mit ihrem Handeln oder Nichthandeln das aktuelle System unterstützten.
Der Klimawandel werde auch innerhalb Europas zu Flucht führen, warnte Rackete. Einige Regionen würden extrem unter Wasserknappheit leiden und es werde mehr Überschwemmungen und Niederschläge geben. Die jetzige Generation sei die letzte, die daran noch etwas ändern könne, sagte die frühere Seenotretterin und heutige Klimaaktivistin. In ihrem Buch "Handeln statt Hoffen: Aufruf an die letzte Generation" legt Rackete dar, wie nach ihrer Ansicht die weltweiten Migrationsbewegungen mit dem Klimawandel in Zusammenhang stehen. Sie ist Mitglied der Bewegung "Extinction Rebellion" und trat zuletzt mehrfach unter anderen bei "Fridays for Future"-Demonstrationen als Rednerin auf.
Die 31-Jährige war europaweit bekanntgeworden, als sie im Juni als Kapitänin der "Sea-Watch 3" insgesamt 53 Flüchtlinge im Mittelmeer aus Seenot gerettet und nach wochenlangem Warten trotz eines Verbots der italienischen Behörden den Hafen der Insel Lampedusa angesteuert hatte.