Frankfurt a.M. (epd). Im Main bei Frankfurt gibt es deutlich mehr Kokain-Rückstände als vor einigen Jahren. Dies teilte der Hessische Rundfunk (HR) am Freitag mit, der das Nürnberger Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP) mit Wasseranalysen beauftragt hatte. Demnach seien die Kokain-Rückstände aus Ausscheidungen am Stauwerk Griesheim in der Nähe einer großen Kläranlage doppelt so hoch gewesen wie bei einer Messung im Jahr 2006 (5,9 Pikogramm pro Liter Wasser). In Höchst sei eine Steigerung der Konzentration um 50 Prozent gemessen worden.
Die Forscher untersuchten nach HR-Angaben das Abbauprodukt Benzoylecgonin, das Menschen nach dem Konsum von Kokain oder Crack ausscheiden. Institutsleiter Fritz Sörgel führe die Steigerung vor allem darauf zurück, dass in Frankfurt erheblich mehr Kokain konsumiert werde als damals. Denn das Abbauprodukt könne nur durch den Urin von Kokain- oder Crack-Konsumenten über Kanalisation und Kläranlage in den Main gelangt sein. Anhand der Rückstände im Flusswasser den tatsächlichen Konsum hochzurechnen, sei aber nicht zuverlässig.
Die Wasser-Analytik gilt den Angaben zufolge als einer der wenigen verfügbaren Indikatoren für den Kokain-Konsum in einer Region. Auch die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen in Lissabon verwende diese Methode. Nach Abwasser-Proben im Jahr 2017 habe die Behörde den jährlichen Pro-Kopf-Konsum in Frankfurt auf ein bis zwei Zehntel Gramm Kokain berechnet. Demnach schnupfe jede Frankfurter durchschnittlich ein bis zwei Portionen reines Kokain im Jahr, sogenannte Lines. Unter 60 untersuchten Städten lag Frankfurt damit beim Kokain-Konsum auf Platz 14, noch vor Metropolen wie Mailand, Berlin oder Paris.