Das "Zentrum für politische Schönheit" hatte Anfang der Woche zwischen Bundestag und Kanzleramt eine Stahlsäule zum Gedenken an NS-Opfer installiert. In der Säule befinden sich nach Angaben der Gruppe auch Asche und Knochenreste von Holocaust-Opfern. Mit der Aktion solle vor einer Zusammenarbeit von CDU/CSU mit der AfD auf Bundes- und Landesebene gewarnt werden. Nach heftiger Kritik entschuldigte sich die Gruppe am Mittwochnachmittag bei Holocaust-Überlebenden und Angehörigen von NS-Opfern.
Die Rabbiner erklärten in ihrem Brief an das Künstlerkollektiv: "Nicht genug, dass Sie die Totenruhe von Opfern der Shoa stören und diese für ihre eigenen Zwecke missbrauchen, sind wir nun sehr besorgt, dass sie zum Ende ihrer 'Kunstaktion' nicht einmal gemäß der Halacha (jüdischen Gesetzen) ihre Ruhe finden können." Jüdische Menschen sollten nach ihrem Tod "schnellstens der Ewigen Ruhe überführt werden", möglichst noch dem Wochenfeiertag Schabbat. Dieser beginne am Freitag um 15.36 Uhr. "Eine würdevolle Beisetzung der Asche muss daher in den frühen Vormittagsstunden stattfinden", erklärten die Rabbiner Avichai Apel, Mordechai Balla und Yehuda Pushkin für den Vorstand der Rabbinerkonferenz. Dabei sei man gerne behilflich.
ZPS bat um Entschuldigung
Das "Zentrum für politische Schönheit" bat am Mittwochnachmittag Betroffene, Angehörige und Hinterbliebene sowie jüdische Institutionen, Verbände und Einzelpersonen um Entschuldigung und räumte Fehler ein. Die Gruppe kündigte an, dass das Kernstück der Säule - ein orangefarbenes Glasmodul in dessen Innerem sich offenbar von Kunstharz umschlossene Asche und Knochen befinden sollen - verhüllt werden soll. Eine für Samstag geplante Aktion, bei der für die temporäre Gedenksäule ein dauerhafter Betonsockel gegossen werden sollte, wurde abgesagt.
Die Kunstaktion war vielfach auf Kritik gestoßen. Unter anderen hatte der Zentralrat der Juden eine mögliche Störung der Totenruhe kritisiert. Auch der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hatte von den Künstlern die Beachtung jüdischer Religionsgesetze gefordert.