Berlin (epd). Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat einer Forderung seines niedersächsischen Amtskollegen Boris Pistorius (SPD) nach einem Sofortprogramm für minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern auf Lesbos gestrandet sind, eine Absage erteilt. "Derzeit liegen auf Bundesebene keine derartigen Planungen vor", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nach den Plänen von Pistorius sollten über das Programm 1.000 Kinder und Jugendliche schnell nach Deutschland und möglicherweise auch in andere europäische Länder gebracht werden.
Das Bundesinnenministerium verfolge das Migrationsgeschehen in Griechenland sehr aufmerksam, sagte der Sprecher. Seehofer habe mit der griechischen Regierung bereits Unterstützung vereinbart. Das betreffe vor allem die materielle und technische Ausstattung sowie die Vermittlung von Know-how. Um die aktuell schwierige Lage zu entspannen, würden die Verfahren für 50 unbegleitete Minderjährige beschleunigt. Bei 94 weiteren Jugendlichen, die familiäre Beziehungen nach Deutschland hätten, solle kurzfristig eine Aufnahme in Deutschland geprüft werden.
Aktuell befinden sich nach Angaben von Pistorius auf den Inseln in der Ägäis rund 34.000 Menschen. Die Inseln sind die erste Anlaufstelle für Flüchtlinge, die über die Türkei kommen. Von den rund 1.000 minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen auf Lesbos sei etwa die Hälfte jünger als zwölf Jahre.