Hamburg (epd). Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat Bund und Länder aufgefordert, die Kriegsaltlasten in Nord- und Ostsee zur Chefsache zu erklären. In einem gemeinsamen Bündnis müssten die finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, um die Munitionsaltlasten naturverträglich zu bergen, appellierten die Naturschützer am Mittwoch an die bis Freitag in Hamburg tagende Umweltministerkonferenz.
Rund 1,6 Millionen Tonnen Munition liegen laut Nabu noch immer in Nord- und Ostsee. Mehr als 70 Jahre nach Kriegsende sei ein Teil der Munition bereits erodiert und gebe zunehmend Giftstoffe ab, die sich in Meeresflora und -fauna anreichern und über die Nahrungskette den Menschen erreichen. Dies stelle eine lange unterschätzte, gravierende Gefahr für Mensch und Meere dar.
Sprengungen zur Beseitigung der Munition müssten auf unmittelbare Gefahrensituationen begrenzt werden, sagte Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Ein technischer Schallschutz zum Schutz von Schweinswalen müsse verbindlich vorgeschrieben werden. "Es ist höchste Zeit für eine bundespolitische Verantwortung", sagte Miller.
Es gehe um Tausende Tonnen von krebserregendem und erbgutschädigendem TNT, leicht entflammbarem Phosphor und Schwermetallen wie Quecksilber und Kadmium sowie Giftgas-Granaten. Die technischen Voraussetzungen für ihre Bergung seien da, erklärte der Nabu. Alle bisherigen Fundstellen von Munition seien zudem punktgenau bekannt. Dies sei ein guter Startpunkt für eine notwendige unabhängige Risikoanalyse. Daher unterstütze der Nabu einen entsprechenden gemeinsamen Vorstoß der Küstenländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern auf der Konferenz der Umweltminister.