Berlin (epd). Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) schätzt, dass mehr afrikanische Migranten auf dem Weg zur nordafrikanischen Küste ums Leben kommen als bei den Fahrten über das Mittelmeer. "Wir gehen davon aus, dass vermutlich mindestens doppelt so viele Menschen auf dem Weg zum Mittelmeer sterben als im Mittelmeer selbst", sagte Vincent Cochetel, der UNHCR-Sondergesandte für das Mittelmeer und Libyen, der Zeitung "Welt am Sonntag". Die Zahl könne aber "auch viel höher" sein. "Niemand kann es mit Sicherheit sagen, aber es ist eine Tragödie", sagte Cochetel.
Ebenso wie das UNHCR weist auch die Internationale Organisation für Migration (IOM) auf eine hohe Dunkelziffer hin. Registriert wurden laut IOM von 2014 bis zum 28. Oktober dieses Jahres 19.005 Tote im Mittelmeer - sowie 4.463 in Nordafrika. Für das Mittelmeer habe man allerdings mehr und bessere Quellen, deshalb dürften die Angaben für diesen Teil der Fluchtroute der Wirklichkeit näherkommen als im Falle Nordafrikas, hieß es.
Haupttodesursachen auf den Landrouten waren laut IOM nach den vorliegenden Zahlen für 2018 Verkehrsunglücke, gefolgt von Verdursten, Gewalttaten, Verhungern und Krankheiten. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) verwies auf das Bemühen um Bildung, Ausbildung und Arbeit in den afrikanischen Herkunftsländern. "Wir warnen die Migranten vor der gefährlichen Schleppertour durch die Wüste und verstärken in ihren Herkunftsländern unsere Unterstützung, um ihnen eine Lebensperspektive zu geben", sagte Müller der Zeitung.
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