Das Drehbuch packt zwar ein heißes Eisen an, aber trotzdem will keine echte Spannung aufkommen. Dabei geht es um ein brandaktuelles Thema, das in vielen westlichen Demokratien zu erheblichen Krisen geführt hat: Politik, Wirtschaft und Medien werden von einer Bildungselite dominiert, weshalb sich große Teile der Bevölkerung zunehmend abgehängt fühlen, was wiederum den rasanten Aufstieg populistischer Parteien erklärt.
Vor diesem Hintergrund erzählen die Autoren Felix Benesch und Mats Frey eine potenziell hochinteressante Geschichte. Der Auftakt ist immerhin ziemlich fesselnd: Der Film beginnt mit einem Dinner einflussreicher Geschäftsleute und Politiker auf einem Ausflugsschiff. Unter den Teilnehmern ist auch Flückiger, der seine Freundin begleitet, angesichts der Haute Cuisine allerdings lieber ein Schnitzel hätte. Er ist nicht der einzige, der nicht in diese Runde gehört: Als der für seine kritische Haltung bekannte Kommunalpolitiker Ineichen zu einer Rede gegen das Establishment ansetzt, wird er unsanft aus dem Speisesaal komplimentiert. Dann eskalieren die Ereignisse: Ein Unbekannter feuert mehrmals eine Signalpistole in den Raum und verbarrikadiert die Tür. Flückiger kann die Passagiere zwar befreien, aber für den Kapitän kommt jede Hilfe zu spät, und auch Ineichen hat seinen engagierten Auftritt nicht überlebt.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Die kriminalistische Ebene des Films besteht natürlich aus der Suche nach dem Täter, aber der ist vergleichsweise rasch gefunden. Es handelt sich um einen früheren Restaurantbesitzer (Aaron Hitz), dem von den Behörden übel mitgespielt worden ist. Er ist es auch, dem der Film seinen Titel verdankt, denn er vergleicht die Elitenproblematik mit einem Elefanten im Raum: Jeder sieht ihn, aber niemand traut sich, darüber zu sprechen. Interessanter als der eigentliche Krimi ist Flückigers Zweikampf mit dem Web-Portal Veritas News (Wahrheitsnachrichten), das in gewissen Kreisen einen ausgezeichneten Ruf genießt, weil es regelmäßig abenteuerliche Verschwörungstheorien in die Welt setzt; hier hat sich das Autorenduo offenkundig vom berüchtigten amerikanischen Breitbart News Network inspirieren lassen, das sich unter der Führung des späteren Trump-Beraters Stephen Bannon einen zweifelhaften Ruf erworben hat.
Frédéric Roux (Fabian Krüger), der Chef des Portals, nutzt jede sich bietende Gelegenheit, um vermeintliche Beweise für staatliche Willkür zu veröffentlichen; zur Not auch mal, indem er die Wirklichkeit manipuliert. Darunter hat besonders Flückiger zu leiden, den Roux öffentlich zum Buhmann aufbaut. Tatsächlich gehen dem Kommissar einige Male die Nerven durch. Als der Täter via Veritas ankündigt, der Angriff auf dem Schiff sei als Weckruf gedacht gewesen, den aber niemand gehört habe, weshalb ein weiterer Anschlag folgen werde, greift Flückiger zunächst zu illegalen Methoden, um den Absender des Videos rauszufinden, und quittiert schließlich den Dienst.
Dank der persönlichen Fehde zwischen dem Kommissar und dem Journalisten ist diese Ebene weitaus interessanter als ein zweiter Strang mit Liz Ritschard. Flückigers Kollegin legt sich mit der einflussreichen Familie Planker an: Der Vater ist Regierungsrat und sorgt dafür, dass der Rüstungskonzern seines Sohnes fleißig mit Aufträgen versorgt wird; der Junior wiederum verkauft Waffen illegal an Schurkenstaaten. Andrea Zogg ist eine vorzügliche Besetzung für Planker senior. Trotzdem hat es auch darstellerische Gründe, dass dieser Teil des Films längst nicht so fesselnd ist. Fabian Krüger ist als selbstgerechter News-Mann auch schauspielerisch ein reizvoller Gegenentwurf zu Gubser, der wiederum die moralische Empörung Flückigers sehr glaubwürdig verkörpert; Delia Mayer hat sich dagegen neben Gubser nie in der großen "Tatort"-Familie etablieren können.
Auch deshalb war es eine richtige Entscheidung des Schweizer Fernsehens, mit den Nachfolgerinnen ganz von vorn anzufangen: Im nächsten Jahr werden zwei Zürcher Kolleginnen den "Tatort" übernehmen. Vielleicht verabschiedet sich der Sender bis dahin auch von der Unart, die Filme synchronisieren zu lassen; es dürfte kaum erhebliche Mehrkosten verursachen, die Dialogszenen erst auf Schwyzerdütsch und dann auf "Schriftdeutsch" (wie die Schweizer sagen) zu drehen.