Shell-Studie: Jugendliche wollen mitreden und mitentscheiden

Shell-Studie: Jugendliche wollen mitreden und mitentscheiden

Berlin (epd). Jugendliche melden sich verstärkt zu Wort und melden ihre Ansprüche an Politik und Gesellschaft an. Das ist die zentrale Aussage der aktuellen 18. Shell-Jugendstudie, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Die Mehrheit hat Vertrauen in die Demokratie. Die Angst vor Umweltzerstörung steht mit 71 Prozent an der Spitze aller Befürchtungen.

Die junge Generation ist der Studie zufolge insgesamt tolerant, werteorientiert, pragmatisch und leistungsbereit. Familienleben, Freunde und die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben stehen weiter hoch im Kurs. Viele junge Menschen können sich aber nicht vorstellen, wie sie das alles unter einen Hut bringen sollen.

Insgesamt ist den Angaben zufolge das politische Interesse und Engagement seit Anfang der 2000er Jahre deutlich gestiegen und hat sich seitdem stabilisiert. Es engagieren sich aber insbesondere die Jugendlichen stärker, die bereits politisch interessiert und gut ausgebildet sind. Dies treffe insbesondere auf Bewegungen wie "Fridays for Future" zu. Der Studie nach wächst zugleich die Empfänglichkeit für politischen Populismus. Rund ein Drittel der Jugendlichen übernimmt einzelne populistische Positionen, neun Prozent stimmen rechtspopulistischen Positionen insgesamt zu.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) begrüßte das gestiegene Vertrauen der Jugendlichen in die Demokratie, wertete es aber als Alarmsignal, dass mehr als zwei Drittel der jungen Menschen sich von Politikerinnen und Politikern nicht vertreten fühlen. Sie sehe dieses Ergebnis als einen Auftrag an die Politik, sagte sie. Die Studie biete erneut einen Anlass, über eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre zu reden, sagte Giffey. Die Initiative dazu müsse aber aus dem Parlament kommen und brauche eine breite politische Mehrheit.

Die Shell-Jugendstudie wurde von einem Forscherteam um den Bielefelder Politikwissenschaftler Mathias Albert erarbeitet. Die repräsentative Umfrage lieferte das Münchner Meinungsforschungsinstitut Kantar Public. Es wurden 2.572 Jugendliche im Alter von zwölf bis 25 Jahre befragt.

Der Shell-Konzern beauftragt seit 1953 unabhängige Wissenschaftler mit der Erstellung von Jugendstudien. 2015 standen die Werte-Orientierung der jungen Menschen und ihr wachsendes politisches Interesse im Mittelpunkt. Die Shell-Jugendstudie von 2010 zeigte, wie stark die soziale Herkunft die Zukunftserwartungen von Jugendlichen bestimmt.