Während "Herzblut" (22.00 Uhr) ungewohnt blutig und spannend ist, kehrte die Reihe mit dem fünften Film, "Schutzpatron" (20.15 Uhr), wieder zum vergleichsweise harmlosen Konzept des Schmunzelkrimis zurück. In "Herzblut" hatten die Untaten eines rachsüchtigen Serienmörderpärchens eine Vielzahl von Opfern gefordert; trotz der heiteren Einlagen Herbert Knaups war der Grundton entsprechend düster. In "Schutzpatron" ist die kriminalistische Ebene längst nicht so leichenreich. Außerdem ist der Film derart witzig, dass die Bezeichnung Krimikomödie schon fast nicht mehr zutrifft: "Schutzpatron" ist ein Komödienkrimi voller herrlich verschrobener Einfälle, der seinen Helden von der traurigen Gestalt mit ständigen Missgeschicken konfrontiert.
Schon der Auftakt beginnt mit einer Niederlage: Vor 25 Jahren hat Kluftinger nicht verhindern können, dass eine wertvolle Monstranz gestohlen wurde; beim Versuch, die Diebe zu stoppen, hatte er sich ziemlich lächerlich gemacht. Nun kehrt das kostbare Schaugerät endlich ins Kemptener Heimatmuseum zurück, und weil Kluftingers tollpatschiger Auftritt von damals noch gut in Erinnerung ist, wird statt seiner der streberhafte Maier (Johannes Allmayer) beauftragt, ein Sicherheitskonzept zu entwerfen. Der Kommissar soll derweil einem nur durch Zufall entdeckten Mord nachgehen: Die Frau eines Sägewerksbesitzers ist erwürgt worden. Auf dem Gelände entdeckt Kluftinger eine vermietete Garage, die ihn schließlich auf eine ganz andere Spur führt: Die Monstranz soll ein zweites Mal gestohlen werden, und "Klufti" ist überzeugt, dass auch diesmal Meisterdieb Rösler (Fred Stillkrauth), der ihn schon damals an der Nase rumgeführt hat, hinter dem Plan steckt; aber Rösler sitzt in Wien im Gefängnis. Tatsächlich bietet ihm der Mann sogar seine Hilfe an, wenn er dafür in seine Allgäuer Heimat verlegt wird. Kluftinger lässt sich auf den Deal ein, dabei sollte er doch wissen: Traue niemals einem Dieb.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Die Geschichte ist originell und interessant, steht aber eindeutig im Schatten der vielen heiteren Einlagen. Erneut erweist sich Herbert Knaup als famoser Komödiant, zumal sein Kluftinger stets auch mitten im Fettnäpfchen noch versucht, sich einen Rest an Würde zu bewahren. Trotzdem ist es gerade die komische Verzweiflung, mit der sich der wackere Allgäuer gegen die Fallstricke seines Daseins wehrt, die "Schutzpatron" zu einer wunderbar ausgedachten und gespielten Komödie machen; der gleichnamige Roman von Volker Klüpfel und Michael Kobr wurde wie schon zuletzt von Stefan Holtz und Florian Iwersen adaptiert. Es ist einfach grandios, wie Knaup diese Momente verkörpert, wenn sich der übergewichtige Kluftinger auf seinem alten Rad den Berg hinaufquält, weil ihm offenbar sein Auto geklaut worden ist; oder wenn er sich mit Maier in Wien ein Nachtlager teilen muss und dem kuschelfreudigen Kollegen mit gezückter Dienstwaffe klar macht, wo dessen Bettbereich endet.
Dass sich Regisseur Lars Montag nicht allein auf das komische Potenzial des Drehbuchs und die wunderbaren Dialoge verlassen wollte, belegt schon allein die formidable Bildgestaltung. Kameramann Stefan Ciupek hat für Aufnahmen von berührender Schönheit gesorgt. Der Film ist im Spätherbst entstanden; die Sonnennebel- und Mondlichtbilder zeigen das Allgäu von einer ganz neuen Seite. Die Eingangssequenz mit Kluftingers schuhloser Verfolgung der Monstranzdiebe spielt angeblich ums Jahr 1990 herum, sieht aber aus wie ein Originalfilmschnipsel aus den Siebzigern. Ansonsten sorgt Ciupek für ein behagliches Licht, das diesmal auch zur Geschichte passt; einzig der zweite Mord, als ein Ganove direkt vor Kluftingers Augen überrollt wird, damit er nichts verraten kann, fällt aus dem Rahmen der heiteren Gemütlichkeit. Im Anschluss an "Herzblut" folgt um 23.30 "Milchgeld".