Berlin (epd). Für den Modedesigner Wolfgang Joop führt Mangel zu einer höheren Kreativität. "Früher war es selbstverständlich, dass nicht alle alles haben und konsumieren können; der Mangel machte uns kreativ", sagte der 74-Jährige der "taz am wochenende". Die grundsätzliche Frage heute laute, worauf eventuell verzichtet werden könne, und "was würde mir wirklich Freude bereiten, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen?". Joop sagte: "Flüge, die 35 Euro kosten, zeigen doch, dass wir uns verrannt - äh - verflogen haben."
Den Erfolg von Modeketten mit günstiger, schnell wechselnder Massenmode, betrachtet Joop mit Skepsis: "Mit 'rechten', also alten Mitteln, kann das nicht zugehen." Seinen Eindruck vom Besuch einer Primark-Filiale beschrieb der Potsdamer mit den Worten: "Der Laden sieht aus wie ein Massengrab. Das Traurige ist: Die jungen Leute haben sich die Freude daran nehmen lassen, sich am Samstag fürs Ausgehen anzuziehen." Durch Überproduktion entstünden nutzlose Überschüsse, die dann statt beim Verbraucher im Abseits landeten. Dass alles recycelt wieder auftauchen wird, glaube er "nur bedingt".